RSF: Abscheuliches Verbrechen gegen kurdische Journalistinnen

Reporter ohne Grenzen hat den tödlichen Drohnenangriff auf Journalistinnen in Irakisch-Kurdistan verurteilt und vollständige Aufklärung gefordert. Die Region sei für Medienschaffende zu einem der gefährlichsten Orte der Welt geworden.

Türkischer Drohnenangriff auf Medienschaffende

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat den Drohnenangriff auf ein Team von CHATR Production in Südkurdistan als „abscheuliches Verbrechen gegen kurdische Journalist:innen“ verurteilt und eine vollständige Aufklärung gefordert.

„Eineinhalb Tage, nachdem RSF vor der zunehmenden Gewalt gegen Journalisten in Irakisch-Kurdistan gewarnt hatte, wurden zwei weitere kurdische Reporterinnen getötet. Am Freitag, den 23. August, wurden die Reporterinnen Hero Bahaden [Hêro Bahadîn] und Gülistan Tara durch einen Drohnenangriff auf ein Fahrzeug getötet und ihr Kollege Rebin Baker [Rêbîn Bekir] verletzt. Alle drei arbeiteten für Sterk TV, einen Fernsehsender, der mit der kurdischen Medienproduktionsfirma CHATR verbunden ist“, teilte RSF auf der französischen Website der Organisation mit.

Der Journalist Rêbîn Bekir (30) wurde bei dem Angriff verletzt

Augenzeug:innen zufolge sei das Fahrzeug in Seyîdsadiq im Gouvernement Silêmanî von einem Drohnenangriff getroffen worden. Mehrere lokale Quellen hätten den Luftschlag der türkischen Armee zugeschrieben, die seit Juni ihren bewaffneten Krieg gegen die Mitglieder der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in Kurdistan verschärft habe. Das türkische Verteidigungsministerium in Ankara habe hingegen gegenüber der Agence France-Presse (AFP) eine Tatbeteiligung zurückgewiesen.

„Die 27-jährige Hero Bahaden war laut ihrer Facebook-Seite seit 2020 bei der Firma CHATR angestellt. Gülistan Tara, 40, war seit 2000 professionelle Journalistin und arbeitete für zahlreiche Medien, zuletzt für CHATR“, so RSF. „Ihre Ermordung kommt zu der von Murad Mirza Ibrahim hinzu, einem 27-jährigen Journalisten, der am 8. Juli durch einen Drohnenangriff getötet wurde.“

Kurdistan eines der gefährlichsten Gebiete der Welt für Journalist:innen

Jonathan Dagher erklärte als Leiter des Nahostbüros von Reporter ohne Grenzen: „Mit drei getöteten Medienschaffenden in nur zwei Monaten wird die Autonome Region Kurdistan-Irak zu einem der gefährlichsten Gebiete der Welt für Reporter. Wir verurteilen den Schlag, bei dem Hero Bahaden und Gülistan Tara getötet wurden. Wir fordern die kurdischen Behörden auf, dieses Verbrechen, das sich auf ihrem Territorium ereignet hat, vollständig aufzuklären. Die türkischen Behörden müssen zur Rechenschaft gezogen werden: Das Dementi des türkischen Verteidigungsministeriums ist unzureichend. Kurdische Journalisten müssen in Sicherheit sein und es muss Gerechtigkeit für Hero Bahaden und Gülistan Tara geben.“

Reporter ohne Grenzen wies darauf hin, dass die in Hewlêr (Erbil) ansässige Generaldirektion für Terrorismusbekämpfung behauptet habe, eine türkische Drohne habe ein Fahrzeug von PKK-Kämpfern getroffen. Das habe CHATR dementiert. Der stellvertretende Ministerpräsident der Regionalregierung von Irakisch-Kurdistan, Qubad Talabani, habe erklärt: „Die Opfer des Luftangriffs im Bezirk Seyîdsadiq sind zwei Journalistinnen und keine Mitglieder einer bewaffneten Kraft. Sie stellten keine Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität irgendeines Landes dar.“