Der kurdische Journalist Hakkı Boltan ist in Amed (türk. Diyarbakir) festgenommen worden. Zuvor wurde seine Wohnung von der Polizei gestürmt. Bisher ist nichts über den Festnahmegrund bekannt. Boltan wurde in den frühen Morgenstunden in das Polizeipräsidium gebracht.
Hakkı Boltan, der Sprecher der Initiative freier Journalist*innen (Özgür Gazeteciler Inisiyatifi, ÖGI) ist und für die pro-kurdische Zeitung Yeni Yaşam arbeitet, gerät regelmäßig ins Visier der türkischen Justiz. Zuletzt war er im Februar unter Terrorvorwürfen festgenommen worden - unter anderem wegen der Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung für den kurdischen Schritsteller und Intellektuellen Musa Anter, der im September 1992 von Todesschwadronen des JITEM in Amed ermordet wurde. Erst nach drei Tagen kam Boltan unter Meldeauflagen und einer Ausreisesperre wieder frei, das Ermittlungsverfahren gegen ihn dauert weiter an.
Verfahren wegen „Präsidentenbeleidigung“
Gegen Boltan läuft auch ein Verfahren wegen „Präsidentenbeleidigung“ aufgrund einer auf Kurdisch gehaltenen Rede zum Tod seines Kollegen Rohat Aktaş. Dieser war Redakteur der per Notstandsdekret verbotenen kurdischsprachigen Zeitung Azadiya Welat („Freie Heimat“). Am 13. Februar 2016 wurde Aktaş zusammen mit sechzig weiteren Zivilist*innen in einem der Todeskeller von Cizîr (Cizre) von türkischen Sicherheitskräften bei lebendigem Leib verbrannt.