Gedenken an Musa Anter in Amed

Vor 28 Jahren ist der Schriftsteller Musa Anter in Amed vom türkischen Militärgeheimdienst JITEM auf offener Straße erschossen worden. Am Tatort wurden heute im Gedenken an den kurdischen Intellektuellen Nelken niedergelegt.

In Amed (türk. Diyarbakir) ist dem kurdischen Schriftsteller und Intellektuellen Musa Anter gedacht worden. Anter wurde am 20. September 1992 von den berüchtigten Todesschwadronen des JITEM, dem inoffiziellen Geheimdienst der türkischen Militärpolizei, dessen Existenz vom türkischen Staat jahrelang geleugnet wurde und der für mindestens vier Fünftel der unaufgeklärten Morde in Nordkurdistan verantwortlich ist, auf offener Straße im Stadtteil Seyrantepe erschossen.

An dem Gedenken am Tatort nahmen neben Musa Anters Sohn Dicle Anter zahlreiche Abgeordnete der Demokratischen Partei der Völker (HDP) sowie Mitglieder des Journalistenvereins DFG und der Journalistinnenplattform MKGP teil.

Der Journalist Serdar Altan, Ko-Vorsitzender des DFG, erinnerte in einer Ansprache an die wegweisende Funktion von „Apê Musa“, wie der Schriftsteller liebevoll genannt wurde. Die MKGP-Sprecherin Ayşe Güney sagte in einer Rede, dass Musa Anter allen kurdischen Journalistinnen und Journalisten ein wertvolles Erbe hinterlassen hat und heute ein Symbol für Mut sei. „Den Weg weiterzugehen, den er geöffnet hat, ist eine große Ehre für uns. Auch heute noch ist es kein einfacher Weg, er erfordert Mut und großen Einsatz“, so die Journalistin.

Dicle Anter sagte im Gedenken an seinen Vater, dass die von ihm gelegten Samen aufgegangen und gewachsen seien. „Seine Schülerinnen und Schüler werden täglich mehr. Wann immer Journalisten verhaftet werden, treten neue Journalisten an ihre Stelle. Das ist bei uns inzwischen zu einer Tradition geworden.“

Die Vizefraktionsvorsitzende der HDP, Meral Danış Beştaş, wies darauf hin, dass für den Mord an dem damals 72-Jährigen niemand bestraft worden ist und die Täter trotz vorliegender Geständnisse seit 28 Jahren staatlich geschützt werden. „Die Regierungen haben sich geändert, die Namen der Täter haben sich geändert, aber der Blick auf diesen kurdischen Weisen hat sich nicht geändert. Apê Musa hat sich für die kurdische Sprache eingesetzt, aber er hat gleichzeitig die Geschwisterlichkeit der Völker verteidigt“, so die HDP-Politikerin.

Nach den Reden wurden am Tatort Nelken niedergelegt.