DEM-Abgeordneter Irmez: Botan droht ein ökologischer Totalschaden

Seit 2018 nimmt die Abholzung in der kurdischen Region Botan massiv zu. Der DEM-Abgeordnete Zeki Irmez spricht von einem staatlich vorangetriebenen „ökologischen Vernichtungskrieg“ – mit Folgen für Natur, Bevölkerung und historische Siedlungsräume.

Umweltzerstörung in Botan staatlich organisiert und systematisch

Der DEM-Abgeordnete Zeki Irmez hat scharfe Kritik an der Umweltpolitik des türkischen Staates in der Region Botan geäußert. Die seit Jahren zunehmende Abholzung, verbunden mit Infrastrukturprojekten, militärischen Eingriffen und Zugangsbeschränkungen, sei Ausdruck eines systematischen „Ökokrieg“-Konzepts, erklärte der Politiker gegenüber ANF.

Kritik an „hundertjähriger Sicherheitslogik“

Irmez sieht in den Maßnahmen eine Fortsetzung langjähriger staatlicher Politik in den kurdischen Provinzen. Bereits in den 1990er Jahren wurden Dörfer gewaltsam geräumt und Wälder in Brand gesetzt. Diese „Sicherheitslogik“ werde heute in anderer Form fortgesetzt – etwa durch massive Abholzungen, Bau von Staudämmen, Militärstraßen und durch „unter dem Vorwand der Sicherheit“ ausgesprochene Betretungsverbote.

Insbesondere seit 2018 habe die Abholzung stark zugenommen, so Irmez. Nach Recherchen der DEM-Partei seien mehr als zehn Prozent des Waldbestands im Zentrum Botans, der Provinz Şirnex (tr. Şırnak), vernichtet worden. Betroffen seien vor allem die Gebiete rund um Besta, Gabar, Belega, Silopiya sowie die Orte Melesa und Hemka in Elkê (Beytüşşebap).


Infrastruktur und Militärprojekte mit Umweltfolgen

Laut Irmez wurden allein im Großraum Qilaban (Uludere) sieben Staudämme errichtet worden, was zur Zwangsräumung mehrerer Dörfer und zur Vernichtung von Waldgebieten geführt habe. Auch das Staudammprojekt im Kreis Cizîr (Cizre) habe zur schleichenden Entwaldung historischer Dörfer wie Hisar und Çağlayan beigetragen.

Irmez kritisierte zudem das Vorgehen der Forstbehörden, die die Abholzung unter dem Begriff „Aufforstung“ rechtfertigten. Vor Ort seien jedoch auch junge und gesunde Bäume gefällt worden. „Das ist kein Waldumbau, sondern eine systematische Rodung“, sagte der Abgeordnete.

Profitgier und Repression als Triebkräfte

Die Abholzungen seien nicht nur „sicherheitspolitisch“ motiviert, sondern auch durch wirtschaftliche Interessen getrieben, erklärte Irmez. „Zwischen Forstämtern, Dorfvorstehern, militärischen Stellen und privaten Firmen bestehen profitgetriebene Netzwerke“, so der Politiker. Seine Partei prüfe entsprechende Hinweise auf illegale Vergabepraktiken und wirtschaftliche Absprachen.

Ein weiteres Problem sei die Ausweitung von Erdölbohrungen am Gabar-Gebirge seit 2021. Die betroffenen Firmen agierten in ökologisch sensiblen Gebieten und verursachten schwere Umweltschäden. Gleichzeitig verhinderten temporäre Zugangssperren durch Gouverneursämter, dass Menschen ihre Felder, Wasserquellen und Weideflächen erreichen könnten.

500 Kilometer Straße – auf Kosten des Waldes

Nach offiziellen Angaben des Landwirtschafts- und Forstministeriums wurden in der Botan-Region rund 500 Kilometer neuer Straßen gebaut. Irmez betonte, dass dies mit gravierenden Eingriffen in die Landschaft verbunden gewesen sei: „Tausende Bäume wurden gefällt, Berghänge abgetragen, ganze Ökosysteme zerstört – das ist keine Infrastrukturmaßnahme, sondern Naturzerstörung.“

Appell an Umweltbewegungen in der Türkei

Irmez rief Umweltorganisationen im ganzen Land zur Solidarität auf: „Die Bevölkerung in Şirnex ist wütend, aber allein reicht ihr Protest nicht aus, um den Raubbau zu stoppen.“ Es brauche breite gesellschaftliche Unterstützung, damit die ökologischen und kulturellen Grundlagen der Region nicht unwiederbringlich zerstört werden. „Wenn es so weitergeht, wird in Botan kein Baum mehr stehen“, warnte der Abgeordnete.