Von dem am 25. Oktober in Südkurdistan von Sicherheitskräften der PDK (Demokratische Partei Kurdistans) verschleppten Journalisten Silêman Ehmed gibt es weiterhin keine Nachrichten. Der Mitarbeiter der arabischsprachigen Redaktion der Nachrichtenagentur RojNews war nach einem Familienbesuch in Aleppo am Grenzübergang Sêmalka-Pêşxabûr zwischen der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) und der Kurdistan-Region Irak (KRI) zunächst verschwunden. Sechs Tage später teilte die Sicherheitsbehörde Asayîş in Duhok mit, dass der Journalist der PKK (Arbeiterpartei Kurdistan) angehöre und wegen „geheimdienstlicher Tätigkeit“ festgenommen worden sei.
Seit nunmehr 123 Tagen ist der Aufenthaltsort und Zustand von Silêman Ehmed unbekannt. Sein Anwaltsteam versuchte mehrmals vergeblich über die Sicherheitsbehörde, Kontakt zu dem Journalisten aufzunehmen. Über einen Antrag bei einem Gericht in Duhok konnte schließlich eine Besuchserlaubnis erwirkt werden. Als die Anwälte mit dem Beschluss beim Asayîş vorsprachen, wurden sie bedroht und tätlich angegriffen. Es kam kein Kontakt zustande. Das Verteidigerteam setzte seine Bemühungen trotz der Drohungen fort und konnte zuletzt in Erfahrung bringen, dass Ehmed in einem inoffiziellen Haftzentrum des PDK-Geheimdienstes Parastin festgehalten wird.
Die Verschleppung von Silêman Ehmed ist von kurdischen und internationalen Presseverbänden verurteilt worden, auch Reporter ohne Grenzen und das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalist:innen (CPJ) fordern seine Freilassung. Die PDK ignoriert sämtliche Anfragen und äußert sich nicht zum Thema. Die Nachrichtenagentur RojNews hat sich an die UN gewandt und um Unterstützung bei der Aufklärung des Verbleibs ihres Redakteurs gebeten. Anfang Januar machten kurdische Medienschaffende, Lehrbeauftragte, Anwält:innen und Aktivist:innen in einer gemeinsamen Erklärung auf den Fall aufmerksam und erklärten, Silêman Ehmed sei unschuldig: „Er wurde festgenommen und verschleppt, weil er Journalist ist. Für sein Leben und seine Sicherheit sind die Asayîş in Dihok und die Regierung der Region Kurdistan verantwortlich. Silêman Ehmed muss freigelassen werden.“