„Sea-Eye 4” rettet 172 Menschen auf erster Rettungsmission

Die Crew der „Sea-Eye 4” hat in zwei Einsätzen im Mittelmeer 172 Menschen aus hochseeuntauglichen Holzbooten gerettet. Eine dritte Rettung steht nach Angaben der Regensburger Hilfsorganisation unmittelbar bevor.

Wie die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye meldet, hat die Crew des neuen Bündnisschiffes „Sea-Eye 4” im Laufe des Sonntags in zwei Einsätzen 172 Menschen aus hochseeuntauglichen Holzbooten gerettet. „Alle Menschen wurden an Bord der Sea-Eye 4 gebracht und werden medizinisch untersucht“, heißt es. Unter den Geretteten seien viele Kinder, ein acht Monate junges Baby und eine Schwangere. Eine dritte Rettung stehe unmittelbar bevor. Auf diese sei die Crew aufmerksam geworden, weil ein Frontex-Flugzeug unweit des Schiffes kreiste, jedoch ohne Sea-Eye über den Seenotfall zu informieren. „Auf dem Boot befinden sich weitere 50 Menschen. Alarm Phone meldet zur Stunde einen weiteren Seenotfall an die Behörden, der bisher unbeantwortet blieb“, so die Hilfsorganisation.

Gordon Isler, Vorsitzender von Sea-Eye, kritisiert, dass Hilfsorganisationen ohne staatliche Unterstützung operieren müssen: „Die EU-Staaten haben auf dem zentralen Mittelmeer die fortwährende humanitäre Krise immer weiter eskaliert. Die Flucht wird immer gefährlicher, weil sich die Menschen nicht einmal mehr trauen, um Hilfe zu rufen, denn die europäischen Rettungsleitstellen schicken ihnen nur noch die sogenannte libysche Küstenwache.“

Ein gerettetes Kind wird auf der Sea-Eye 4 versorgt |  © Sea-Eye e.V. / Guillaume Duez 

Bereits am Freitag sei der Crew der Sea-Eye 4 ein Notruf von mehreren Dutzend Menschen auf einem kleinen Holzboot von Alarm Phone weitergeleitet worden. Als die Crew das Boot fand, fehlte von den Insassen aber jede Spur. Während des Einsatzes hätten die ehrenamtlichen Helfer:innen ebenfalls ein Frontex-Flugzeug gesichtet. „Da Frontex der sogenannten libyschen Küstenwache die Koordinaten von Booten mit Schutzsuchenden direkt oder indirekt mitteilt, müssen wir annehmen, dass diese Menschen auf Veranlassung der EU-Staaten Opfer einer weiteren rechtswidrigen Zurückweisung geworden sind und die Menschen in die Internierungslager Libyens zurückgebracht wurden“, so Isler.

Sea-Eye 4 erst seit wenigen Tagen im Mittelmeer

Das Rettungsschiff Sea-Eye 4 war erst am Samstag vergangener Woche vom spanischen Hafen in Burriana zum ersten Mal in den Einsatz im Such- und Rettungsgebiet im zentralen Mittelmeer aufgebrochen. Unterstützt wird der humanitäre Einsatz von United4Rescue, dem Bündnis für die zivile Seenotrettung, und erstmals auch von der Hilfsorganisation German Doctors, um im Mittelmeer aus Seenot gerettete Geflüchtete medizinisch besser versorgen zu können. Laut dem Einsatzarzt Stefan Mees mussten zwölf Personen im Hospital behandelt werden – ein Kind und ein erwachsener Mann hätten eine längere Stabilisierung benötigt. „Glücklicherweise gibt es unter den Geretteten aber keine Schwerverletzten“, so Mees.