Seit 1994 war Tacettin Turan in Haft. Er wurde von einem der berüchtigten türkischen Staatssicherheitsgerichte wegen „Störung der Einheit und der Souveränität des Staates“ zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Nach 30 Jahren kam er nun frei. Er wurde aus dem Gefängnis in Trabzon an der Schwarzmeerküste entlassen.

In der nordkurdischen Stadt Bismîl, wo er auch verhaftet worden war, wurde er von vielen Menschen mit Freude empfangen. Viele Familienangehörige, Freund:innen, Nachbar:innen, Vertreter:innen des Vereins der Angehörigen von Gefallenen (MEBYA-DER), des Vereins zur Hilfe für Angehörige von Gefangenen (TUAY-DER), der Frauenbewegung TJA und des regionalen Vorstands der DEM-Partei und der DBP waren anwesend. Über ihren Köpfen wurde ein Feuerwerk abgebrannt und Turan wurde wärmstens mit vielen Umarmungen und Küssen empfangen.

Tacettin Turan – Ein Gefangener im Widerstand

Seine Haft war von Folter und Widerstand geprägt. Immer wieder wurde Turan zum Ziel von Übergriffen. So wurde 2018 ein Fall von Folter an ihm und seinen Mitgefangenen beim Menschenrechtsverein angezeigt. Die Gefangenen waren nackt ausgezogen und von Wächtern schwer misshandelt worden. Turan beugte sich in der Haft niemals der Repression. Er beteiligte sich an verschiedenen Widerstandsaktionen, wie dem von Leyla Güven angeführten Massenhungerstreik gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan 2019. Damals erklärte er am 46 Tag des Hungerstreiks: „Ich habe einen Hungerstreik gegen die Isolation begonnen, denn Isolation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wir haben mit dem Hungerstreik für das Leben begonnen, und wir werden unseren Hungerstreik fortsetzen, bis wir unser Ziel erreicht haben.“ Und so war es auch, der Hungerstreik war erfolgreich und es konnte 2019 nach 200 Tagen die Isolation Öcalans durchbrochen werden. Doch heute befinden sich die Gefangenen wieder im Widerstand, seit drei Jahren gibt es kein Lebenszeichen von Öcalan auf Imrali.