Nach 29 Jahren Haft in lebensbedrohlicher Situation

Der Gesundheitszustand des seit 29 Jahren in der Türkei inhaftierten politischen Gefangenen Rıdvan Yusufoğlu wird immer bedrohlicher. Obwohl nur noch ein Jahr und zwei Monate seiner Haftstrafe verbleiben, wird er nicht entlassen.

Rıdvan Yusufoğlu wurde 1992 im Alter von 16 Jahren in Mêrdîn festgenommen und zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen „Störung der Einheit und Integrität des Staates“ verurteilt. Der seit 29 Jahren inhaftierte Yusufoğlu war in Gefängnissen in Şirnex, Tokat, Adana, Mêrdîn und Amed (tr. Diyarbakır) inhaftiert und befindet sich aktuell im L-Typ-Gefängnis von Patnos. Die schweren Haftbedingungen haben Yusufoğlu krank gemacht. Er leidet an ständigen Magen- und Darmblutungen. Bereits vor 17 Jahren war bei ihm die chronische Darmerkrankung Colitis ulcerosa festgestellt worden. Yusufoğlu leidet zudem an Krampfadern, einem Bandscheibenvorfall, Schlafapnoe und Nierenproblemen. Dennoch erhält keine ausreichende medizinische Versorgung, ihm wird jegliche Medikation verweigert. Yusufoğlu müsste in einem Krankenhaus mit einer gastroenterologischen Abteilung, wie es sie in größeren Städten gibt, behandelt werden. Dies wurde aber bisher nicht bewilligt. Sein Zustand verschlechtert sich zusehends. Am 5. September wurde er kurzzeitig in ein Krankenhaus in der Nähe eingeliefert, da die Blutungen massiv zugenommen hatten. Obwohl er nur noch ein Jahr und zwei Monate abzusitzen hat, wird ihm eine Entlassung verweigert. Sein Bruder warnt, wenn es so weiter gehe, werde Yusufoğlu vor seiner Entlassung sterben.

Er bekommt trotz Verschreibung keinerlei Medikamente

Sein Bruder Mustafa Yusufoğlu (42) erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya: „Ich war vor ein paar Tagen bei ihm. Jedes Mal, wenn ich ihn besuche, sehe ich, dass sich sein Zustand verschlechtert hat. Er wird jeden Tag schwächer und schwächer. Zuletzt wurde er am 5. September ins Krankenhaus eingeliefert, weil sich sein Zustand rapide verschlechtert hatte. Wir dürfen ihm nicht einmal die Medikamente geben, die er braucht. Kürzlich haben wir ihm die Medikamente, die ihm die Gefängniskrankenstation verschrieben hatte, gebracht, aber er durfte sie nicht einnehmen. Seine Anträge auf Verlegung in eine der größeren Städte werden nicht einmal angenommen, geschweige denn geprüft. Die Krankheit meines Bruders ist chronisch. Er hat einen Leistenbruch. Er hat Magenprobleme. Er hat auch Probleme mit den Augen. Sein Zustand verschlechtert sich von Tag zu Tag.“

Wenn es so weiter geht, stirbt mein Bruder noch vor seiner Entlassung“

Yusufoğlu fordert die Entlassung seiner Bruders: „Wir fordern, dass er nach Wan oder Amed verlegt wird. Es gibt dort Abteilungen, in denen er behandelt werden kann. Wir fordern dies schon seit vier bis fünf Jahren, aber ohne Erfolg. Haben die denn kein Gewissen und kein Mitgefühl? Mein Bruder hat noch ein Jahr und zwei Monate abzusitzen. Wenn das so weitergeht, wird er vor seiner Entlassung sterben. Viele Menschen kommen heute nur noch tot aus dem Gefängnis. Ich will hier nicht den Leichnam meines Bruders abholen. Er hat seit einem Jahr Blutungen. Wie werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, wenn er stirbt? Hört uns! Unsere Mutter hat ihn seit zwölf Jahren nicht mehr sehen können. Mein Bruder sagt immer wieder, er wolle nicht, dass seine Mutter ihn so sehe, deshalb solle sie nicht kommen. Behandelt meinen Bruder.“