Politischer Gefangener tot in Isolationshaft aufgefunden
Der politische Gefangene Barış Keve ist in einer Isolationszelle im T-Typ-Gefängnis Malatya-Akçadağ tot aufgefunden worden. Die Gefängnisleitung behauptet, es handele sich um Selbstmord.
Der politische Gefangene Barış Keve ist in einer Isolationszelle im T-Typ-Gefängnis Malatya-Akçadağ tot aufgefunden worden. Die Gefängnisleitung behauptet, es handele sich um Selbstmord.
Der 25-jährige kurdische politische Gefangene Barış Keve wurde in einer Isolationszelle im T-Typ-Gefängnis Malatya-Akçadağ tot aufgefunden. Die Gefängnisleitung rief seine Familie in Wan-Şax am Sonntag gegen 22 Uhr an und teilte mit, Keve habe „Selbstmord“ begangen. Sein Bruder Ilkkan Keve berichtet, er habe zuletzt mit Keve am 16. September gesprochen und er habe sich in keiner Weise verzweifelt angehört. Keves Familie ist aufgebrochen, um die Leiche des politischen Gefangenen aus Meletî abzuholen. Politiker:innen und Menschenrechtler:innen sprechen von einem „verdächtigen Todesfall“.
Barış Keve war wegen Mitgliedschaft in einer „bewaffneten Terrororganisation“ festgenommen und zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Vor fünf Tagen wurde er wegen eine „Disziplinarstrafe“ in Isolationshaft genommen.
978 Tote in 20 Jahren AKP-Regierung
Morde an politischen Gefangenen werden immer wieder als „Selbstmorde“ vertuscht. Deshalb sprechen Menschenrechtler:innen in diesem Zusammenhang von „verdächtigen Todesfällen“. Seit der Machtübernahme der AKP im Jahr 2002 sind bis August 2022 mindestens 978 Menschen in türkischen Gefängnissen gestorben – durch Folter, Suizid, Hungerstreiks gegen die Haftbedingungen oder weil sie keinen Zugang zu gesundheitlicher Versorgung hatten. Gegenüber ANF sagte Fatin Kanat, Ko-Vorsitzender der IHD-Zweigstelle Ankara, zu dieser Bilanz: „978 Menschen sind eine sehr hohe Zahl. Natürlich gibt es Menschen, die an Krankheiten verstorben sind, aber es gibt auch eine ganze Reihe von Gefangenen, die durch Misshandlung und Folter ums Leben gekommen sind, insbesondere seit den 2010er Jahren, und die als verdächtige Todesfälle aufgeführt sind. Daher ist dies eine schreckliche Bilanz, von der wir nicht wissen, wo wir sie in Bezug auf die Menschenrechte einordnen sollen. Eine Bilanz der Schande. Leider ist es keine Bilanz, die der Praxis des Staates sehr zuwiderläuft.“