Die Bedingungen in den türkischen Gefängnissen sind dramatisch. Die Gefangenen werden misshandelt, medizinische Behandlung wird verweigert und haftunfähig Erkrankte werden nicht freigelassen. Politische Gefangene, die aufgrund der Beendigung ihrer Haftstrafe längst hätten entlassen werden müssen, bleiben in Haft, weil sie an ihrer politischen Identität festhalten. Aus dem T-Typ-Gefängnis in Samsun-Bafra kommt nun ein Hilferuf der Gefangenen.
„Jeden Moment Repression und Rechtsverletzungen“
Der Gefangene Şirin Keskin erklärte in einem Telefongespräch mit seinem Vater Aziz Keskin zu den Haftbedingen: „Wir erleben jeden Moment psychologische Repression und Rechtsverletzungen. Doch damit nicht genug, es gibt Zellenrazzien, körperliche Misshandlungen und Zwangsverlegungen. Die Wächter konfiszieren unsere Bücher, Briefe, Notizbücher, Stifte, täglichen Aufzeichnungen, Tagebücher und Radios. Gegen zwanzig Gefangene wurde ein Ermittlungsverfahren auf der Grundlage falscher Tatsachen eingeleitet. Die Vollzugsleitung will verhindern, dass wir Besuch bekommen und ärztlich behandelt werden. Auf dem Weg zu den Besuchszellen und ins Krankenhaus sind wir jedes Mal entwürdigender Behandlung ausgesetzt.“
„Der Staat ermordet die Gefangenen“
Caziye Duman, die Schwester von Metin Duman, der seit sieben Monaten im Hochsicherheitsgefängnis Van inhaftiert ist, sagte: „Die Gefangenen, die in letzter Zeit ums Leben gekommen sind, wurden vom Staat ermordet. Wir wissen, dass die meisten der Gefangenen, die gestorben sind, durch Folter getötet wurden.“
Özlem Alkan, die Tochter von Ibrahim Alkan, der sich seit fünf Jahren im selben Gefängnis befindet und an mehreren chronischen Krankheiten leidet, berichtet: „Vor drei Monaten wurde mein Vater operiert. Einen Monat später hätte er zur Kontrolle gehen müssen, aber die Vollzugsleitung hat ihn bis heute nicht ins Krankenhaus gebracht. Unsere Anträge bei der Gefängnisverwaltung auf Einweisung in ein Krankenhaus wurden nicht beantwortet.“