Gedenkkundgebung in Hannover: 250 Menschen erinnern an Halim Dener
Rund 250 Menschen sind in Hannover zusammengekommen, um Halim Dener zu gedenken. Der 16-jährige kurdische Geflüchtete war 1994 von einem SEK-Polizisten erschossen worden.
Rund 250 Menschen sind in Hannover zusammengekommen, um Halim Dener zu gedenken. Der 16-jährige kurdische Geflüchtete war 1994 von einem SEK-Polizisten erschossen worden.
Rund 250 Menschen haben sich am Montagabend am Steintorplatz in der hannoverschen Innenstadt versammelt, um an Halim Dener zu erinnern. Der 16-jährige kurdische Geflüchtete war vor 31 Jahren, am 30. Juni 1994, in Hannover von einem Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) erschossen worden, als er Plakate anbrachte, die auf den damaligen Krieg in Kurdistan aufmerksam machen sollten. Die diesjährige Gedenkkundgebung stand unter dem Motto „Kämpfe verbinden! In Gedenken an Halim Dener“ und thematisierte Rassismus, staatliche Repression und globale Kriegspolitik.
Breites Bündnis aus Gruppen, Vereinen und Initiativen
In zahlreichen Redebeiträgen erinnerten Vertreter:innen verschiedener Gruppen und Organisationen – darunter die Interventionistische Linke (IL), die Demokratische Jugend Yuna, die Rote Hilfe Hannover, Women Defend Rojava (WDR), die MLPD, Rote Ihme sowie NAV-DEM Hannover – an Halim Deners Tod als Symbol staatlicher Gewalt. „Sein Verbrechen? Ein Plakat zu kleben“, sagte eine Rednerin mit Blick auf das Verbot kurdischer Symbole und Organisationen in Deutschland. Halim sei vor Krieg und Folter in Nordkurdistan geflohen und auch hier kriminalisiert und erneut entmenschlicht worden.
Kritik an Repression und Waffenexporten
Besonders betont wurde die Kontinuität staatlicher Repression gegen Kurd:innen. Ein Vertreter von NAV-DEM Hannover erklärte: „Der deutsche Staat verfolgt nach wie vor kurdische Aktivist:innen, während er Waffenlieferungen an die Türkei ermöglicht.“ In diesem Zusammenhang wurde erneut das Verbot der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) kritisiert, das als Instrument zur Unterdrückung demokratischer und emanzipatorischer Bestrebungen gewertet wurde.
Internationale Perspektive: „Der Dritte Weltkrieg tobt“
Ein weiterer Fokus lag auf der internationalen Dimension von Unterdrückung. Die kapitalistische Moderne zerstöre Lebensgrundlagen und führe „Kriege gegen die Gesellschaft“, hieß es in einer Rede. Bezug genommen wurde auf die Revolution in Rojava, die trotz türkischer Angriffe eine „ökologische, frauenbefreite Gesellschaft“ aufbaue. Gleichzeitig wurde die Rolle Europas angeprangert: „Deutschland träumt nicht nur von Remigration – es setzt sie um.“ Die Redner:innen riefen dazu auf, sich mit Kämpfen weltweit zu solidarisieren – von Palästina bis Sudan.
„Halims Erbe: Widerstand vernetzen“
Abschließend stand die Forderung nach einer „neuen Internationale der Unterdrückten“. Halim Dener habe gezeigt, „dass der Kampf für Freiheit grenzenlos ist“, betonte eine Sprecherin. „Seine Geschichte ist kein abgeschlossenes Kapitel, sondern Auftrag für eine Welt ohne Rassismus, Krieg und staatliche Gewalt“, hieß es weiter. Aus der Kundgebung waren daraufhin die Rufe „Jin Jiyan Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) und „Şehîd namirin“ (Die Gefallenen sind unsterblich) zu hören. Zum Ende wurden in Begleitung von Musik Rosen niedergelegt und ein Denkmal errichtet.