Kanaren: Vier Schutzsuchende vor El Hierro tot aufgefunden

In einem Boot vor der kanarischen Insel El Hierro sind die Leichen von vier Schutzsuchenden gefunden worden. Neunzehn weitere Boots-Insassen wurden in ein Krankenhaus eingeliefert.

Nach Angaben des Spanischen Roten Kreuzes wurden die Leichen von mindestens vier Schutzsuchenden auf einem mit 23 Personen besetzten Boot vor der Küste der kanarischen Insel El Hierro gefunden. Das Boot wurde von einem Fischerboot rund 193 Kilometer südlich von El Hierro, der kleinsten der sieben kanarischen Hauptinseln, gesichtet. Am Sonntag wurden die Schutzsuchenden mithilfe von drei Hubschraubern gerettet. 16 der Menschen auf dem Boot befanden sich in einem „kritischen Zustand“, drei anderen ging es etwas besser. Sie wurden in ein Krankenhaus nach Teneriffa gebracht. Nach Angaben des Rettungsdienstes des Archipels wurden vier Leichen am Montagmorgen nach La Restinga, einer Hafenstadt an der Südspitze von El Hierro, gebracht.

Zahl der Schutzsuchenden auf der Atlantikroute steigt rapide

Mit der zunehmenden Abschottung der Mittelmeerroute steigt die Zahl der Schutzsuchenden, die sich auf den noch gefährlicheren Weg über den Atlantik nach Europa machen. Die Zahl der Schutzsuchenden, die auf den Kanarischen Inseln ankamen, ist im vergangenen Jahr massiv gestiegen. Im gesamten Jahr 2020 erreichten 23.023 Menschen die Inseln. Das ist etwa fünfmal so viel, wie die Zahlen der Jahre 2018 und 2019 zusammengerechnet. Die Zwischen dem 1. Januar und dem 11. April dieses Jahres kamen 3.847 Schutzsuchende auf den Kanaren an.

Nach Angaben der UN-Migrationsagentur IOM sind im vergangenen Jahr 850 Menschen auf der Atlantikroute zu den Kanarischen Inseln gestorben. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. NGOs sprechen mindestens von der doppelten Zahl von Toten. Dieses Jahr sind nach IOM-Angaben bereits mindestens 47 Menschen auf der Route gestorben.

Zweites Moria auf Teneriffa droht

Die Schutzsuchenden werden auf den Kanarischen Inseln festgehalten und in Zeltlagern untergebracht. Die Bedingungen dort sind schlecht und es kommt immer wieder zu rassistischen Attacken. Die Schutzsuchenden protestieren mit Hungerstreiks und fordern ihre Verlegung auf das Festland. Vergangene Woche kam es zu einer Auseinandersetzung in einem der überfüllten Lager. Die Polizei griff mit Gummigeschossen in die Auseinandersetzung ein. Ursache der Auseinandersetzung im Lager Las Raíces auf Teneriffa soll die Verteilung von Nahrung gewesen sein. Auch dies wirft ein deutliches Licht auf die Verhältnisse in den Lagern. Initiativen warnen in Anspielung auf das abgebrannte, berüchtigte Massenlager auf Lesbos vor zweiten Morias auf den Kanarischen Inseln.