Kanaren: Mindestens acht Schutzsuchende ertrunken

Vor der Küste der kanarischen Inseln sind erneut mindestens acht Schutzsuchende gestorben, da ihr Boot gekentert ist.

Nach aktuellen Meldungen kenterte bereits am Dienstagabend erneut ein mit Schutzsuchenden besetztes Boot vor der Küste der kanarischen Inseln. Dabei wurden mindestens acht Menschen getötet. Die Überlebenden wurden von der Bevölkerung an Land gebracht. Die linksliberale spanische Zeitung El Pais berichtet, Anwohner*innen hätten sich für die Rettung der Schutzsuchenden in die tobenden Fluten an der Felsküste bei Órzola auf Lanzarote in die Fluten geworfen.

Der Leiter der Notfall- und Sicherheitsdienste auf Lanzarote, Enrique Espinosa, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch, seine Teams hätten acht Leichen und derzeit 28 Überlebende geborgen. Rettungskräfte berichten, sie suchten noch nach mindestens einer Person.

Innerhalb von 24 Stunden waren 17 Boote mit etwa 450 Menschen abgefangen worden. Eine Person erlag dabei den Strapazen der Reise. Menschen auf den Kanaren berichten immer wieder von angespülten Leichen.

Viele der Geretteten wurden inzwischen in den Hafen von Arguineguin auf Gran Canaria gebracht. AP berichtete, dass sich derzeit etwa 600 Menschen aus verschiedenen Nationalitäten in dem provisorischen Lager aufhalten.

Nach Angaben von Reuters soll das Boot aus Marokko aufgebrochen sein. Die Überfahrt ist weitaus gefährlicher als über das Mittelmeer, insbesondere im Herbst und Winter. Da jedoch die Abschottungspolitik und die Kollaboration der EU mit der verbrecherischen sogenannten libyschen Küstenwache greift, sind die Schutzsuchenden gezwungen, dieses tödliche Risiko einzugehen.

In diesem Jahr sind etwa 18.000 Schutzsuchende auf den kanarischen Inseln angekommen, die meisten ab Sommer dieses Jahres. Das Projekt Missing Migrants Project der UN-Migrationsbehörde IOM bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AP den Tod und das Verschwinden von 160 senegalesischen Migranten in diesem Jahr. Es räumte ein, dass die Informationen unvollständig sind. Die Organisation Alarm Phone sagte, sie gehe davon aus, dass mehr als 400 aus Senegal aufgebrochene Menschen seit Anfang Oktober 2020 auf der Route gestorben seien. Die Gesamtzahl dürfte noch weit höher liegen.