Die in Südkurdistan inhaftierten Todesgefangenen Mazlum Dağ und Abdurrahman Er haben ihren Hungerstreik beendet. Wie Dağ am Montag in einem Telefonat aus einem Gefängnis in Hewlêr (Erbil) mit seinen Angehörigen äußerte, habe die Vollzugsleitung zugesagt, die mehr als gerechten Forderungen der beiden Aktivisten zu erfüllen. Früher am Tag war berichtet worden, dass sich Dağ und Er in einem kritischen Zustand befinden und an Magenblutungen leiden würden.
Mazlum Dağ und Abdurrahman Er befanden sich seit dem 12. Februar im Hungerstreik. Ab dem zweiten Tag wurde der Protest trocken fortgesetzt. Ein trockener Hungerstreik bedeutet, nicht nur nicht mehr feste Nahrung zu verweigern, sondern auch keine Flüssigkeit mehr zu sich zu nehmen. Hintergrund dieser radikalen Protestform waren Vorwürfe über massive Grundrechtsverletzungen. Angehörige von Dağ und Er hatten geäußert, dass den Aktivisten grundlegender Bedarf im Gefängnis vorenthalten und Kontakt zu ihrer Außenwelt unterbunden werde. Eine schriftliche Kommunikation sei verboten, finanzielle Unterstützung und Bekleidung käme nicht an. Auf mehr als fünfzig Beschwerden gegen diese Behandlung und anderweitige Anträge der beiden hätte die Gefängnisverwaltung nicht reagiert. Demgegenüber würden IS-Gefangene bevorzugt behandelt und hätten teilweise sogar Sonderrechte, hieß es.
Über Mazlum Dağ und Abdurrahman Er
Mazlum Dağ und Abdurrahman Er (auch bekannt unter dem Namen Muhammed Beşiksiz) werden beschuldigt, am 17. Juli 2019 den türkischen Vizekonsul und Geheimdienstverantwortlichen Osman Köse sowie zwei weitere Personen in einem Luxusrestaurant in Hewlêr, der Hauptstadt der südkurdischen Autonomieregion, erschossen zu haben. Im Februar 2020 wurden sie vom 2. Strafgericht Hewlêr in einem Schauprozess auf Druck der Türkei zum Tode verurteilt. Direkt im Anschluss an die Verhandlung waren die beiden Aktivisten sogar in einer Gefängniszelle von IS-Dschihadisten untergebracht worden. Am 22. September 2020 wurden die Todesurteile vom Kassationsgericht bestätigt.