Der iranische Ringer Navid Afkari ist hingerichtet worden. Wie der Leiter der Justizbehörde der Fars-Provinz, Kasem Mussawi, dem staatlichen Fernsehen bestätigte, wurde das Todesurteil gegen den 27-Jährigen am Samstagmorgen im Gefängnis Adel-Abad in der südiranischen Stadt Schiras vollstreckt.
Navid Afkari wurde nach der angeblichen Tötung eines Sicherheitsbeamten bei Protesten gegen das iranische Regime im August 2018 in Schiras zunächst zu 74 Peitschenhieben und anschließend sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Erst danach sollte die Hinrichtung folgen. Die Familie des Opfers forderte jedoch laut Angaben der iranischen Justiz die sofortige Hinrichtung Afkaris. Nachdem das Urteil auch vom Obersten Gerichtshof bestätigt wurde, wurde es in Anwesenheit der „Opferfamilie” vollstreckt, so Mussawi.
Geständnis durch Folter erzwungen?
Vergangene Woche strahlte das iranisches Staatsfernsehen ein Geständnis Afkaris aus. Der Sportler selbst sowie Afkaris Familie und Menschenrechtsorganisationen führten hingegen an, dass dieses Geständnis durch Folter erzwungen worden sei. Aus Protest gegen das Todesurteil hatte es internationale Solidaritätsbekundungen mit Afkari gegeben. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, sprach davon, sich dem Athleten Afkari „nahe” zu fühlen und „überaus besorgt“ zu sein. In Online-Netzwerken beteiligten sich viele Menschen an der Kampagne #SaveNavidAfkari und starteten Petitionen, um den Ringer vor dem Tode zu bewahren - vergeblich. Afkaris Brüder, die mit ihm zusammen an den Protesten gegen das iranische Regime teilgenommen hatten, erhielten Haftstrafen in Höhe von 57 bzw. 27 Jahren.
© Solidaritätskampagne Save Navid Afkari
Internationale Kritik an Afkaris Hinrichtung
Aus dem Ausland, auch aus den Reihen der Bundesregierung, gab es Kritik an der Hinrichtung Afkaris. „Es ist nicht hinnehmbar, dass rechtsstaatliche Grundsätze ignoriert werden, nur um unliebsame Stimmen zum Schweigen zu bringen”, sagte Bärbel Kofler (SPD), die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung. Der Verein Athleten Deutschland zeigte sich „zutiefst betroffen und schockiert“. Die iranische Justiz hingegen hatte am Mittwoch Kritik an dem Urteil zurückgewiesen. „Viele mischen sich einfach in Angelegenheiten ein, von denen sie weder genaue Informationen haben noch die notwendige juristische Kompetenz besitzen”, sagte Justizsprecher Gholam-Hussein Ismaili. Navid Afkari habe einen unschuldigen Menschen ermordet und das Urteil gegen ihn im Iran laute nicht Todesstrafe, sondern „Ghissas”. Ghissas ist im islamischen Recht das Prinzip der Vergeltung, Blutrache oder Auge um Auge, worüber die Familien der Opfer entscheiden können.