Polizeigewalt bei Hausdurchsuchungen in Cizîr

Eine polizeiliche Sondereinheit hat Wohnungen in Cizîr gestürmt und zahlreiche Personen festgenommen, darunter auch Minderjährige. In einer Wohnung konnte das brutale Vorgehen der Polizei gefilmt werden.

In Cizîr (tr. Cizre) in der nordkurdischen Provinz Şirnex (Şırnak) hat die türkische Polizei diverse Wohnungen gestürmt und Menschen festgenommen. Die Begründung und die genaue Anzahl der Festnahmen ist nicht bekannt, unter den Betroffenen sind Serhat Çağlı, Abdidin Küçük, Mehmet Çağdavul und Remzi Dadak, der im Kreisvorstand der Partei der Demokratischen Regionen (DBP) ist. Bei einigen der Festgenommenen handelt es sich um Jugendliche im Alter von 14 bis 15 Jahren.

In einer der von einer polizeilichen Sondereinheit überfallenen Wohnung konnte eine Person das Vorgehen filmen. Die Aufnahmen zeugen von Gewalt und Beleidigungen. Zu sehen ist auch, wie die Polizei die filmende Person daran zu hindern versucht.

In Cizîr herrscht seit den Wahlen im Mai ein inoffizieller Ausnahmezustand. Bereits im Vorfeld der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen kam es zu massiver Repression. Am Wahlabend feuerte die Polizei willkürlich zahllose Gasbomben in die Stadtteile. Danach fuhren jeden Abend Polizeikolonnen durch die Stadt und spielten über Lautsprecher nationalistische Märsche ab. An mehreren Stellen führten Unbekannte Identitätskontrollen durch, die Polizei ließ die Männer gewähren.

In Şirnex hat der Oppositionskandidat Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) bei der ersten Wahlrunde über 75 Prozent der Stimmen erhalten, bei der Stichwahl kam er auf 76,30 Prozent.

Auch in anderen Provinzen der Türkei werden weiterhin täglich kurdische Oppositionelle festgenommen, so heute die Ko-Bürgermeister:innen von Patnos und am Donnerstag unter anderem acht Friedensmütter in Antalya.