Nelken für Taybet Inan in Silopiya niedergelegt

In Silopiya in der Provinz Şirnex ist an Taybet Inan und weitere vom türkischen Staat vor acht Jahren auf offener Straße ermordete Kurdinnen und Kurden erinnert worden.

In der nordkurdischen Stadt Silopiya hat eine Gedenkveranstaltung für Taybet Inan stattgefunden. Die 57-Jährige, die bereits zu Lebzeiten „Mutter Taybet“ genannt wurde, ist während der am 14. Dezember 2015 ausgerufenen Ausgangssperre in Silopiya vom türkischen Militär auf offener Straße erschossen worden. Inans Tod war besonders dramatisch, weil der Leichnam der elffachen Mutter sieben Tage lang nicht geborgen werden konnte. Die türkischen Sicherheitskräfte schossen auf alles, was sich bewegte. Ihr Schwager Yusuf Inan wurde bei dem Versuch, den toten Körper von Taybet Inan zu evakuieren, ebenfalls erschossen.

Acht Jahre nach dem Mord ist am Tatort an die Toten erinnert worden. Neben Angehörigen und Bekannten nahmen kurdische Politiker:innen an dem Gedenken auf der Straße teil, darunter die DBP-Vorsitzende Çiğdem Kılıçgün Uçar, die DEM-Abgeordnete Newroz Uysal Aslan und die DBP-Frauenratssprecherin Berivan Bahçeci.

Çiğdem Kılıçgün Uçar hielt eine Ansprache, in der sie an weitere Massaker in der Geschichte der Türkei erinnerte: Das Gefängnis-Massaker vom 19. Dezember 2000 und das Maraş-Pogrom von 1978. Es wurden Nelken niedergelegt und die Ko-Vorsitzende der DBP sagte: „Wir würden diese Blumen gerne unseren Müttern übergeben. Stattdessen zwingen uns die aktuelle Regierung und die seit hundert Jahren geltende Staatsraison dazu, Nelken an dem Ort niederzulegen, an dem eine unserer Mütter ermordet wurde.“ In der Geschichte der Republik Türkei sei Kurdinnen und Kurden kein Raum zugestanden worden, ihre Muttersprachen und ihre Identität seien verleugnet worden. Noch während des „Lösungsprozesses“, mit dem die kurdische Frage über Verhandlungen demokratisch gelöst werden sollte, habe der Nationale Sicherheitsrat (MGK) einen Vernichtungsplan entworfen, der seit 2015 umgesetzt werde, so Çiğdem Kılıçgün Uçar: „Und trotzdem ist das kurdische Volk weiterhin auf den Beinen und gibt sein Land, seine Sprache, seine Kultur, seine Identität und seinen Kampf nicht auf. Genauso war auch Mutter Taybet.“

Im Anschluss besuchten die Politiker:innen die Familien des 82-jährigen Hasan Sanir und der kurdischen Aktivistin Pakize Nayir, die ebenfalls während der Ausgangssperre ermordet wurden.