In der nordkurdischen Stadt Silopiya hat eine Gedenkveranstaltung für Taybet Inan stattgefunden. Die 57-Jährige, die bereits zu Lebzeiten „Mutter Taybet“ genannt wurde, ist während der am 14. Dezember 2015 ausgerufenen Ausgangssperre in Silopiya vom türkischen Militär auf offener Straße erschossen worden. Inans Tod war besonders dramatisch, weil der Leichnam der elffachen Mutter sieben Tage lang nicht geborgen werden konnte. Die türkischen Sicherheitskräfte schossen auf alles, was sich bewegte. Ihr Schwager Yusuf Inan wurde bei dem Versuch, den toten Körper von Inan zu evakuieren, ebenfalls erschossen.
Zu dem von der kurdischen Frauenbewegung TJA (ku. Tevgera Jinên Azad) gestalteten Gedenken fanden sich viele prominente kurdische Politikerinnen im Viertel Nur ein, dem Wohnort von Taybet Inan. Unter den Anwesenden waren neben HDP-Mitgliedern und Aktivistinnen der Initiative der Friedensmütter auch die Ko-Vorsitzende des Demokratischen Gesellschaftskongresses (KCD), Leyla Güven, und die HDP-Abgeordnete für die Provinz Şirnex, Nuran Imir. Gemeinsam ging es dann zum Tatort, wo Nelken an der Stelle abgelegt wurden, an der Taybet Inans Leiche sieben Tage lang liegen musste. Danach wurde eine Schweigeminute abgehalten.
Die Stille wurde von den Worten Leyla Güvens durchbrochen. Die Politikerin erklärte, dass der Kampf um Gerechtigkeit für Taybet Inan und alle anderen Menschen, die Opfer der genozidalen Politik des türkischen Staates geworden sind, entschlossen weitergeht. „Wir werden Rechenschaft verlangen von den Mördern, die auch heute Massaker an der kurdischen Gesellschaft begehen, um dieses Volk zu vernichten.“
Anschließend hielt Nuran Imir eine Rede. „In Silopiya liegt die Gerechtigkeit seit fünf Jahren auf der Straße“, sagte die Parlamentarierin. „Wir als HDP sind entschlossen, der staatlichen Politik und Spezialkriegsmethoden gegen Frauen entschieden Einhalt zu gebieten und unseren Widerstand fortzusetzen.“