Kurde in Wan von Grenzsoldaten erschossen

Erneut ist in Wan ein kurdischer Grenzhändler von Soldaten erschossen worden. Unklar ist, ob die Schützen der türkischen Armee oder iranischen Pasdaran angehören. Erst kürzlich war an gleicher Stelle ein Sohn des Opfers von einer Kugel getroffen worden.

Ein 46-jähriger Grenzhändler ist in Ebex (türk. Çaldıran) erschossen worden. Şefik Bağa kehrte in der Nacht zum Dienstag gerade aus dem Iran nach Wan auf türkischem Staatsgebiet zurück, als ihn im Viertel Çîliya Jore (Yukarı Çilli) eine tödliche Kugel traf. Unklar ist, ob das Projektil von iranischen oder türkischen Soldaten abgefeuert wurde.

Mehrere Bewohner*innen aus Çîliya Jore, wo sich in unmittelbarer Nähe der Grenzübergang befindet, gaben an, nachts zur späten Stunde Schussgeräusche vernommen zu haben. Beim Absuchen des Geländes seien sie dann auf den Leichnam von Şefik Bağa gestoßen. Hinzugekommene Soldaten der türkischen Armee hätten seinen Körper sodann in das staatliche Krankenhaus in Ebex gebracht. Wann der Leichnam von Bağa zur Bestattung freigegeben werden soll, ist unklar.

Was geschieht in Wan?

Seit geraumer Zeit bereits ist in Wan ein deutlicher Anstieg von extralegalen Hinrichtungen und versuchten Exekutionen durch Angehörige der türkischen Armee, hin und wieder auch durch iranische Pasdaran, zu beobachten. Ein Sohn des nun getöteten Şefik Bağa wurde Mitte Juli von Grenzsoldaten angeschossen. Der zum Tatzeitpunkt fünfzehnjährige Azat Bağa hatte eine Schafherde zum Weiden geführt, als er von einer Kugel in den Rücken getroffen wurde. Verwandte konnten den schwerverletzten Jungen noch rechtzeitig in ein Krankenhaus bringen.

Mitte September wurde in Ebex der Hirte Orhan Hanay durch Schüsse aus einer Militärstellung verletzt. Anfang August war ebenfalls in Ebex der 46 Jahre alte Grenzhändler İbrahim Baykara von Soldaten erschossen worden. Mitte Juni starb der 20-jährige Hirte Emrah Görür aus dem Kreis Elbak (Başkale) an einer tödlichen Schussverletzung, die im Grenzsoldaten zugefügt hatten. Auch die „Hubschrauber-Folter“ an zwei kurdischen Dorfbewohnern letzten Monat, die eines der beiden Opfer nicht überlebte, ereignete sich in Wan.