Der Ko-Vorsitz des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat eine Erklärung zu den am Samstag gestarteten Luftangriffen der Türkei geäußert. Wir veröffentlichen nachfolgend eine ungekürzte Übersetzung der Botschaft:
„Der genozidale kolonialistische türkische Staat hat am 19. November massive Luftangriffe auf weite Teile von Rojava, Süd- und Ostkurdistan sowie den Medya-Verteidigungsgebieten durchgeführt. Infolge dieser Angriffe gegen das kurdische Volk und ganz Kurdistan sind Menschen getötet und verwundet worden. Wir verurteilen diese Angriffe, die in faschistischer Tradition und vernichtender Absicht erfolgten und auf den Frieden und die Geschwisterlichkeit der Völker abzielten. Wir wünschen den Verletzten baldige Genesung.
Der AKP/MHP-Faschismus wird mit diesen Anschlägen niemals seine völkermörderischen Ziele erreichen. Es wird ihm niemals gelingen, die Haltung der Menschen Kurdistans und der Region für ein freies und demokratisches Leben zu brechen. Vielmehr wird er am Widerstand unserer Völker scheitern.
Ein Versuch, das kurdische Volk zu zerstören
Die Allianz aus AKP und MHP ist ein antikurdisches Bündnis, dessen einziges Ziel der in genozidaler Absicht unternommene Versuch es ist, das kurdische Volk zu zerstören. Die Angriffe vom 19. November haben die Kurdenfeindlichkeit und die geplante Vollendung des Genozids an unserem Volk zum wiederholten Mal veranschaulicht. Jede Person in Kurdistan war das Ziel dieser Attacken. Sie haben deutlich gemacht, dass die Existenz des kurdischen Volkes und der Wille der Völker, zusammen zu leben, angegriffen werden. Diejenigen, die trotz aller vorausgegangen Angriffe nicht an der Seite der Kurdinnen und Kurden gestanden und damit das kriegerische Handeln des AKP/MHP-Regimes legitimiert haben, werden von unserem Volk ignoriert, sollten sie diese Haltung beibehalten.
Der Krieg ist Dauerzustand
Die Angriffe des AKP/MHP-Regimes sind nicht auf einen Ort oder eine Gruppe begrenzt, sondern richten sich gegen alle Teile Kurdistans und seine gesamte Gesellschaft. Dieser Krieg ist ein Dauerzustand, in dem sich Angriffshandlungen, kriminelle Aktionen, Menschenrechtsverletzungen und sonstige Gewalt, dazu zählen der Einsatz chemischer Waffen und Luftschläge, abwechseln. Das dem Befreiungskampf verbundene Volk Kurdistans muss daher ununterbrochen Widerstand gegen die unablässigen und intensiven Bemühungen des türkischen Faschismus, einen Genozid an Kurdinnen und Kurden zu verüben, leisten. Die Menschen Kurdistans müssen überall auf die Straße gehen und ihren Protest zum Ausdruck bringen. Niemand hat den Luxus, in einer Phase wie dieser zu Hause zu bleiben. Alle Kurdinnen und Kurden müssen sich entschieden gegen all jene Hegemonialmächte stellen, die schweigen und die Angriffe auf unser Volk unterstützen.
Der Anschlag von Istanbul wurde für eine Rechtfertigung inszeniert
Wie wir bereits zuvor kundtaten, werden gegenwärtig die Bedingungen für umfassende Angriffe auf das kurdische Volk und eine weitere Besetzung von Rojava geschaffen. Der Anschlag von Istanbul wurde inszeniert, um eine konstruierte Rechtfertigung dafür heranziehen zu können. Die Drahtzieher dieses Attentats sind die faschistische Führung in Ankara, der Geheimdienst MIT und Innenminister Süleyman Soylu. Die Schuldzuweisung an die Kurdinnen und Kurden ließ nicht lange auf sich warten, als die Regimechefs schon kurz nach dem Anschlag behaupteten, die Täter hätten ihre Instruktionen von Rojava erhalten. Damit wurde nur verdeutlicht, womit schon länger gerechnet wurde: Angriffe auf Rojava.
Eine noch dunklere und rückständigere Phase steht bevor
Der Istanbuler Anschlag hat die wahre Absicht des faschistischen Regimes der Türkei enttarnt. Das herrschende Bündnis aus AKP und MHP verfolgt bösartige Pläne und greift auf vielseitige Methoden zurück, um an der Macht zu bleiben. Jede:r muss diese Realität erkennen und verstehen. Mit dem Angriff auf die Kurdinnen und Kurden und der Invasion in Rojava wollen AKP und MHP die weitere Existenz ihres Regimes sichern und eine noch dunklere und rückständigere Phase in der Türkei einleiten. Deshalb müssen sich das kurdische Volk sowie die Völker der Türkei und alle demokratischen und fortschrittlichen Kräfte den genozidalen, schmutzigen und bösartigen Absichten und Angriffen des AKP/MHP-Regimes entgegenstellen.
Jeder Angriff auf die Kurdinnen und Kurden ist ein Angriff auf alle Völker
Die Öffentlichkeit muss erkennen, dass Angriffe auf das kurdische Volk weder im Interesse der Türkei und ihrer Gesellschaften sind noch Werten wie Freiheit und Demokratie dienen. Im Gegenteil: Jeder Angriff auf die Kurdinnen und Kurden ist ein Angriff auf alle Völker der Türkei, auf die Demokratie und die Freiheit. Deshalb ist es spätestens jetzt an der Zeit, sich an die Seite des kurdischen Volkes zu stellen und ihm uneingeschränkte Solidarität zukommen zu lassen.
Angriffe geschehen mit Billigung und Förderung der Hegemonialmächte
Die Türkei unter dem AKP/MHP-Regime ist ein faschistischer Kolonialstaat. Ihre Angriffe geschehen mit Billigung und Förderung der Hegemonialmächte. Damit zeigen diese Kräfte, besonders die USA und Russland, dass sie eine Mitschuld am Genozid an den Kurdinnen und Kurden tragen. Unser Volk ist sich dessen bewusst und nimmt eine entsprechende Haltung ein. Jede Person, die sich zu den Werten Freiheit und Demokratie bekennt, ist aufgefordert, gleichermaßen zu handeln und Stellung gegen jene Kräfte zu beziehen, unter deren Duldung und möglicher Beteiligung die Angriffe des türkischen Staates erst möglich sind.
Länder der Region sind Marionetten in den Diensten des türkischen Staates
Die Angriffe der AKP/MHP-Allianz richten sich auch gegen Harmonie in der Region und den Willen der Völker auf ein friedvolles Zusammenleben. Der türkische Faschismus zielt darauf ab, eine Rückkehr zu den Grenzen des Misak-ı Milli [Nationalpakt; ein Anfang der 1920er Jahre im osmanischen Parlament entworfener Plan, der ein türkisches Staatsgebiet inklusive Thrakien, Nordsyrien und Nordirak vorsieht] zu erwirken und seine Hegemonie zu etablieren. Das kurdische Volk stellt die größte Hürde in diesem Vorhaben dar, die durch einen Völkermord überwunden werden soll. Auch auf andere Länder - ehemalige Territorien des Osmanischen Reiches – dehnt sich die Expansionsroute des türkischen Faschismus aus. Das AKP/MHP-Regime interveniert in Staaten der Region, bindet ihren Willen an, macht sie abhängig und verwickelt sie ins Kriegsgeschehen gegen das kurdische Volk. Diese Länder müssen akzeptieren, dass sie ihren Willen verloren haben und zu Marionetten in den Diensten des türkischen Staates werden, solange sie schweigen oder sich an den Angriffen auf die Kurdinnen und Kurden beteiligen. Daher ist es nicht nur Aufgabe des kurdischen Volkes, sich gegen die Aggression zur Wehr zu setzen. Alle Länder in der Region müssen sich diesem Krieg entgegenstellen und die Komplizenschaft mit dem türkischen Regime verweigern.
Unnachgiebig Widerstand leisten
Wir verurteilen ausdrücklich die Aggressionen des türkischen Staates gegen unser Volk und rufen alle auf, ihren Protest zum Ausdruck zu bringen und den Kampf zu verstärken. Kurdinnen und Kurden überall auf der Welt müssen sich erheben und auf die Straße gehen, wo immer sie auch sind. Die genozidalen Angriffe der faschistischen AKP/MHP-Führung können nur durch kraftvolle Proteste und unnachgiebigen Widerstand gestoppt werden.“