Haki Armanc: Die Türkei verbirgt ihre Verluste in Nordkurdistan

Der HPG-Kommandant Haki Armanc berichtet, dass der türkische Staat seine Verluste in Nordkurdistan verberge. Der Staat fürchte die Guerilla, das zeige sich in den ständigen Militäroperationen im Norden.

Kommandant der HPG

Während der türkische Staat behauptet, es gäbe keine Guerilla mehr in Nordkurdistan, treffen fast täglich Berichte von neuen großangelegten Militäroperationen in fast allen nordkurdischen Regionen ein. Immer wieder fallen dort Guerillakämpfer:innen, aber auch die türkische Armee erleidet schwere Verluste. Haki Armanc, einer der Kommandanten des Hauptquartiers der Volksverteidigungskräfte (HPG), erklärte im Interview mit dem Radiosender Dengê Gel, der türkische Staat verschweige seine Verluste. Er wies aber auch auf das Problem des Verrats hin: „Die Guerilla kann sich gegen die gesamte technische Überlegenheit des türkischen Staates verteidigen, und sie kann auch Aktionen durchführen, wann immer sie will. Der türkische Staat setzt bei diesen Operationen Dorfschützer als Vorhut ein. Das Militär führt seine Operationen auf der Grundlage von Informationen durch, die von einigen Verrätern stammen. Seit Beginn des bewaffneten Kampfes hat der Feind zu diesen Methoden gegriffen. Andernfalls wäre es für die türkische Armee nicht möglich, trotz ihrer Möglichkeiten solche kontinuierlichen Operationen in den Bergen Kurdistans durchzuführen.“ Das volle Interview lautet:

Die Angriffe des türkischen Staates auf die Medya-Verteidigungsgebiete dauern an. Gegen diese Angriffe wird ein großer Widerstand geleistet. Wie ist die aktuelle Situation in den Medya-Verteidigungsgebieten?

Zunächst grüße ich Rêber Apo [Abdullah Öcalan] und alle unsere inhaftierten Genossinnen und Genossen. Gerade sind in der Provinz Amed (tr. Diyarbakir) unsere Weggefährten Hebûn Pîro und Botan Osyan gefallen. In ihrer Person ehren wir die für die Freiheit Kurdistans Gefallenen und verstärken unseren Kampf in ihrem Andenken.

Im Moment findet nicht nur in den Medya-Verteidigungsgebieten ein großer Krieg und Widerstand statt, unsere Bewegung, unser Volk und unsere Freundinnen und Freunde führen überall einen starken Kampf gegen den Faschismus des türkischen Staates. Rêber Apo leistet auf Imrali den größten Widerstand. Unser Volk und unsere Freundinnen und Freunde in den vier Teilen Kurdistans und auf der ganzen Welt leisten großen Widerstand gegen die Angriffe auf die Lebensgrundlagen und Errungenschaften des kurdischen Volkes. Das kurdische Volk und seine Freundinnen und Freunde haben in den letzten Monaten viele Demonstrationen und Kundgebungen organisiert, insbesondere gegen die Isolation von Rêber Apo, und werden dies auch weiterhin tun. Denn die physische Freiheit von Rêber Apo ist nicht nur für das kurdische Volk wichtig, sondern für alle Völker der Region. Aus diesem Grund unterstützen alle, die ein Gewissen haben und die für die universellen Werte der Freiheit, der Menschlichkeit und der Gleichheit eintreten, diesen Kampf. In diesem Sinne können wir sagen, dass in allen Bereichen ein großer Widerstand stattfindet.

Der Widerstand in den Medya-Verteidigungsgebieten ist auch ein Teil des Gesamtkampfes. Es stimmt, dass die Angriffe der Invasoren auf Südkurdistan von Tag zu Tag zunehmen. Der Feind will die Besetzung von Südkurdistan aufrechterhalten. Dagegen leistet die kurdische Freiheitsguerilla massiven Widerstand. Seit den Frühjahrsmonaten wollte der Feind sein Gebiet in Metîna, der westlichen Zap-Region und Xakurke ausweiten, stieß aber auf erheblichen Widerstand. In der jüngsten Zeit findet ein massiver Widerstand von Heftanîn bis Xakurke statt, und die Aktionen gehen ununterbrochen weiter. Der wachsende Widerstand in Zap, Xakurke, Metîna und Heftanîn versetzt dem türkischen Besatzungsstaat schwere Schläge. Aber der Krieg wird von Tag zu Tag härter. Der türkische Staat verbreitet angesichts der Schläge, die er durch die Guerilla einstecken muss, immer wieder über seine Spezialkriegsmedien falsche Informationen. Alle paar Tage geben Staatsvertreter eine Erklärung ab. Sie geben an, dass sie so und so viele Angriffe durchgeführt und so und so viele Guerillakämpfer getötet hätten. Die meisten Luftangriffe, die dann gezeigt werden, fanden an Orten statt, an denen es keine Guerilla gibt, und an Orten, die zuvor evakuiert wurden. Der türkische Staat greift jedes Gebiet an.

Der Feind greift zu falscher Propaganda, um die Auswirkungen des Widerstands in den Medya-Verteidigungsgebieten zu verbergen und die eigenen durch die Guerilla erlittenen Verluste zu vertuschen. Diese Spezialkriegsmethode wird vom türkischen Staat seit Jahren praktiziert. Dieses Vorgehen wurde jedoch im Vergleich zur Vergangenheit auf vielen Ebenen verstärkt. Aber unser Widerstand wächst und wird von Tag zu Tag größer. Wir führen Aktionen mit effektiveren und reichhaltigeren Taktiken durch. Die Freiheitsguerilla Kurdistans ist jetzt spezialisiert. Die Einheiten Şehîd Doğan Zinar und Şehîd Axîn Mûş haben dem Feind sowohl aus der Luft als auch am Boden mit ihren hochmobilen Einheiten schwere Schläge versetzt. Die Situation der feindlichen Armee ist sichtbar. Sie befindet sich in einem Zustand der Panik und versucht, ihren Soldaten mit Drohnen und Luftangriffen Moral einzuimpfen. Das ist auch der Grund für die Erklärungen der letzten Tage in den Spezialkriegsmedien. Der türkische Staat hat eine Vereinbarung mit dem irakischen Staat getroffen, er profitiert auch vom Verrat der PDK. Man will einen gemeinsamen Angriff vorbereiten. Gegen all das hat die Guerilla Vorkehrungen getroffen, sie hat jahrelange Erfahrung. Sie bereitet sich ständig darauf vor, dem Feind immer schwerere Schläge zu versetzen und damit Ergebnisse zu erzielen.

In jüngster Zeit gab es Gefallene in den Medya-Verteidigungsgebieten und in Nordkurdistan. Zuletzt sind die Kommandanten Alan Milazgîr, Berwar Dêrsîm und Serhed Jêhat gefallen. Können Sie uns etwas über das Leben und die Haltung dieser Kommandanten erzählen?

Wir leisten derzeit großen Widerstand gegen die Besatzer und bringen große Opfer. Zuletzt sind Heval Hebûn und Botan in Amed gefallen. Auch diese Gefallenen haben große Leistungen vollbracht und jahrelang für die Freiheit unseres Volkes gekämpft. Heval Hebûn war ein junger Kommandant, der in vielen Bereichen erfolgreiche Arbeit geleistet hat. Er wollte in Nordkurdistan erfolgreiche Aktionen gegen den türkischen Staat durchführen. In dieser Überzeugung und Entschlossenheit ging er nach Nordkurdistan. Heval Botan, der zusammen mit ihm gefallen ist, stammte wie er aus Botan. Er blieb jahrelang in der Provinz Amed, bildete sich weiter, entwickelte sich auf der Grundlage der Philosophie von Rêber Apo und trat in die Fußstapfen der Freiheitskämpfer Kurdistans. Beide Genossen leisteten großen Widerstand. Gleichzeitig versetzten sie dem Feind schwere Schläge. Sie trafen sowohl die türkische Armee als auch die Verräter, die an der Operation beteiligt waren. Sie leisteten bis zu ihrem letzten Atemzug Widerstand und fielen in Würde.

Heval Alan Milazgîr ist in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen. Er war schon lange bei der Guerilla und hatte bereits in vielen Gebieten gekämpft. Ich kannte Heval Alan seit 1997/98, er hatte sich an den Arbeiten in Botan beteiligt. Er kämpfte lange in Gabar und Mawa und vollbrachte dort Großes. Er nahm an vielen Aktionen teil, beteiligte sich an effektiven Angriffen auf den Feind. Als er noch sehr jung war, war er auch an verschiedenen Aktivitäten beteiligt. Wo immer es eine Aktion gab, nahm er teil, er war ein echter Pionier. Er kämpfte auch viele Jahre lang in der Gegend von Dersim. Auch dort leistete er großartige Arbeit. Er war dort auch als Kommandant aktiv. Außerdem absolvierte er eine intensive Ausbildung in den Medya-Verteidigungsgebieten und war als Kommandant in der Provinz Zap. Außerdem war er zuständig für Logistik und Verwaltung der Medya-Verteidigungsgebiete und Mitglied des HPG-Kommandorats. In allen Bereichen, in denen er eingesetzt wurde, spielte er eine Vorreiterrolle. Heval Alan war bereits in jungen Jahren als Kommandant im Kriegsgebiet. Er hat in jedem Bereich Spuren hinterlassen. Schließlich führte er jahrelang den Widerstand in den Şehîd-Doğan-Kriegstunneln in Sîda im Zap-Gebiet an. Er kämpfte bis zu seinem letzten Atemzug gegen den Feind.

Sie führte über Jahre ihre Genossinnen und Genossen an

Heval Berwar Dêrsîm ist in dem Gebiet Glîdax in der Serhed-Region in Nordkurdistan gefallen. Sie kämpfte jahrelang in vielen Regionen, insbesondere in Dersim. Sie war ein Mitglied der Hêzên Taybet (Spezialeinheiten) und immer bereit zum Selbstopfer. Sie war eine Kommandantin, die Hunderte Kämpferinnen und Kämpfer führen konnte. Als solche war sie sowohl bei Frauen als auch bei Männern anerkannt. Sie mobilisierte und koordinierte ihre Mitkämpfer:innen und trieb den Kampf auch unter schwierigsten Bedingungen voran. Das hat sich in ihrer jahrelangen Arbeit gezeigt. In den letzten Jahren hatte sie die Verantwortung einer Kommandantin der YJA Star [Verbände freier Frauen] für die Region Serhed übernommen. Heval Berwar hat in vielen Berichten ihre Erinnerungen festgehalten. Sie war eine der Kommandantinnen, die sich am meisten mit der Situation des Feindes, seiner Taktik, seiner Technologie, seinen Mitteln und Methoden befassten und sich am intensivsten darauf konzentrierten, wie man den Feind am effektivsten bekämpfen konnte. Sowohl in organisatorischer und ideologischer als auch in militärischer Hinsicht war sie sehr bewusst. Wir werden Heval Berwar nie vergessen. Sie war ständig bestrebt sich weiterzuentwickeln, um die Form des Guerillakampfes der demokratischen Moderne und die Taktik der neuen Ära auf der Grundlage der spezialisierten Einheitenkriegsführung erfolgreich umzusetzen.

Ich kannte auch Serhed Jêhat seit vielen Jahren. Er hat den größten Teil seiner Praxis in Botan verbracht, war jahrelang sowohl als Kämpfer als auch als Provinzkommandant im Einsatz und blieb auch lange Zeit in Xakurke als Kommandant. Vor allem aber unternahm er große Anstrengungen in Botan. Er nahm an vielen Aktionen teil. Er stammte aus einer patriotischen Familie und seine Kultur, seine Loyalität zu Rêber Apo und sein Engagement für die Linie der Freiheit waren sehr klar und tiefgreifend. Er hatte mehrmals Berichte an die Kommandantur geschrieben, um von Botan aus eine Selbstopferaktion durchführen zu dürfen. Unter schwierigsten Bedingungen wollte er auf der Linie von Zîlan Aktionen gegen den Feind durchführen.

Er hatte große Wut und Hass auf den Feind und war in Botan begeben, um dem Feind schwere Schläge zu versetzen. Heval Alan, Heval Berwar und Heval Serhed stammten aus Serhed. Sie stammten aus einer Kultur des Widerstands und führten ihre Genossinnen und Genossen jahrelang an, indem sie sich selbst permanent in der Philosophie der PKK und von Rêber Apo weiterbildeten.

Şêxmûs Milazgir fiel in Serhed, Heval Bêrîtan Nûrhak ist in der Region Kerboran gefallen, und unsere wertvollen Hevals Herekol Gever und Axîn Gabar sind ebenfalls gefallen. Alle diese Genossinnen und Genossen haben uns mit ihrem Widerstand und ihrer Haltung einen reichen Schatz an Erinnerungen hinterlassen. Als ihre Weggefährten werden wir in ihre Fußstapfen treten und ihr Ziel, die Freiheit Kurdistans und des kurdischen Volkes, wird immer unser Ziel sein. Allein auf diese Weise können wir Genossen sein. Noch einmal gedenke ich mit Respekt aller Gefallenen der Revolution durch diese unsere Freundinnen und Freunde, und ich wiederhole, dass wir unser Versprechen ihnen gegenüber einhalten werden.

Bekanntlich dauern die Angriffe des türkischen Staates in Nordkurdistan ununterbrochen an. Wie ist die Situation dort?

In allen Provinzen Nordkurdistans finden permanent Operationen statt. Seit mehr als zwei Monaten werden die Operationen in Amed, aber insbesondere in der Region Botan, in Besta, Kato und Herekol pausenlos fortgesetzt. Von Zeit zu Zeit wird auch in den Spezialkriegsmedien bekannt gegeben, dass einige Gebiete gesperrt sind und Operationen durchgeführt werden. Es gibt Operationen in allen Provinzen von Dersim bis Amed, Mêrdîn, Garzan und Serhed. Der Feind versucht durch diese Operationen, die Guerilla an der Bewegung zu hindern. Denn der Feind hat große Angst vor der Guerilla in Nordkurdistan. Deshalb führt er ohne Unterbrechung Operationen durch. Wir hatten Freundinnen und Freunde, die in den Kämpfen gefallen sind, und obwohl der Feind es zu vertuschen versucht, wissen wir, dass er dort sehr schwere Schläge erlitten hat. Die Aktionen der Guerilla werden totgeschwiegen, aber der Staat weiß selbst, wie große Verluste er hat. Diese Verluste werden dann auf verschiedene Weise vertuscht, zum Beispiel als Unfälle deklariert, oder es wird so getan, als ob es überhaupt keine Aktionen der Guerilla gegeben hätte.

Man will der Öffentlichkeit und der Bevölkerung suggerieren, dass es in Nordkurdistan keine Guerilla gäbe. Die Menschen sollen das glauben. Aber immer wieder entlarvt sich der Staat selbst. Wenn es keine Guerilla mehr gäbe, was sollten dann die ständigen Operationen in allen Provinzen? Die Guerilla leistet gegen diese Operationen Widerstand. Sie ist in der Lage, sich gegen die gesamte technische Macht des türkischen Staates zu wehren, und sie führt Aktionen durch, wenn sie es für richtig hält. Der türkische Staat setzt bei seinen Operationen Dorfschützer als Vorhut ein. Die Operationen werden auch auf der Grundlage von Informationen, die von einigen Verrätern stammen, durchgeführt. Dies war auch in der Vergangenheit der Fall. Seit Beginn des bewaffneten Kampfes hat der Feind zu diesen Methoden gegriffen. Andernfalls ist es der türkischen Armee nicht möglich, trotz all ihrer Mittel solche kontinuierlichen Operationen in den Bergen Kurdistans durchzuführen. Leider spielen bei diesen Operationen auch Verräter und Kollaborateure eine Rolle. Bei den jüngsten Operationen in Amed hat der Staat sogar in seinen Medien zugeben müssen, dass einige Dorfschützer verwundet wurden.

Als Heval Hebûn und Botan ins Gefecht gingen, erlitt auch der Feind schwere Verluste. Der Feind setzt Kollaborateure und Verräter ein. Verräter, die ihr Land, ihr Volk und die kurdische Freiheitsguerilla auf diese Weise verraten, werden ihre Strafe erhalten. Der Feind setzt bei diesen Operationen sowohl auf Technik als auch auf Spitzel. Die Operationen werden in den Herbstmonaten weitergehen. Es geht darum zu verhindern, dass sich die Guerilla gut vorbereitet. Aber auch wenn wir bei den Gefechten Gefallene haben, hat die türkische Armee, wenn wir den Krieg insgesamt betrachten, ihr Ziel mit diesen Operationen nicht erreicht. Die Guerilla in Nordkurdistan wird sich nicht nur verteidigen, sondern auch Aktionen gegen den Feind entwickeln. Wir sind davon überzeugt, dass die Guerilla in Nordkurdistan auf dieser Grundlage ihre Aufgaben erfüllen wird.