Die Guerillakommandantin Berwar Dêrsîm ist gefallen
Berwar Dêrsîm ist im Kampf in Nordkurdistan gefallen. Sie war seit 25 Jahren Guerillakämpferin und zuletzt Serhed-Kommandantin der YJA Star und Kommandoratsmitglied der HPG.
Berwar Dêrsîm ist im Kampf in Nordkurdistan gefallen. Sie war seit 25 Jahren Guerillakämpferin und zuletzt Serhed-Kommandantin der YJA Star und Kommandoratsmitglied der HPG.
Die Guerillakommandantin Berwar Dêrsîm ist gefallen. Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilte, hat die türkische Armee vom 7. bis 10. August eine umfassende Militäroperation im Gebiet Glîdax in der Serhed-Region in Nordkurdistan durchgeführt. Es kam zu heftigen Gefechten mit der Guerilla. Die HPG erklärten, es gebe erste Informationen über Verluste der türkischen Armee durch einen Sabotageakt der Guerilla. Details sollen veröffentlicht werden, sobald diese Informationen verifiziert seien.
Berwar Dêrsîm ist den Angaben zufolge am 8. August im Kampf in Glîdax ums Leben gekommen. Sie war Kommandantin der Verbände freier Frauen (YJA Star) in der Region Serhed und gehörte dem Kommandorat der HPG und YJA Star sowie der Sondereinheit Hêzên Taybet an.
„Unsere Weggefährtin Berwar war eine freie Kurdin mit großem Mut und Selbstvertrauen“, erklärten die HPG in einem Nachruf. Sie habe ihr Leben vollständig dem Kampf für die Freiheit ihres Volkes und der Frauen gewidmet und sei eine große Revolutionärin und Lehrerin des freien Lebens gewesen. Die HPG sprachen ihrer Familie, der Bevölkerung von Serhed und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus und machten folgende Angaben zu ihrer Identität und ihrem Lebenslauf:
Codename: Berwar Dêrsîm |
Berwar Dêrsîm ist in Wan-Elbak geboren und stammte aus einer Familie, die den kurdischen Freiheitskampf seit jeher unterstützte. Sie ging fünf Jahre lang in eine türkische Schule. Als ihre Familie aufgrund von politischer Verfolgung über die Grenze nach Rojhilat (Ostkurdistan) flüchten musste, verbrachte Berwar weitere drei Jahre an einer iranischen Schule. Dadurch wurde ihr bewusst, dass das kolonialistische Regime in Kurdistan überall gleich ist und auf die Vernichtung des kurdischen Volkes abzielt. Sie lehnte die traditionelle Frauenrolle in der Gesellschaft ab und wollte nicht in einem vom männlichen Herrschaftsdenken bestimmten System leben. Nach der Verhaftung von Abdullah Öcalan im Februar 1999 ging sie in die Berge und schloss sich der Guerilla an.
In den Bergen hielt Berwar Dêrsîm sich zunächst in Qendîl auf. Von 2004 bis 2013 kämpfte sie in Dêrsîm. Nach dem Aufruf von Abdullah Öcalan zum Rückzug aus türkischem Staatsgebiet kam sie in die Medya-Verteidigungsgebiete und nahm an Bildungsprogrammen der Mahsum-Korkmaz-Militärakademie und der Şehîd-Zîlan-Akademie teil. Dabei konnte sie einen selbstkritischen Rückblick auf ihre bisherige Praxis werfen und sich mit ihrer eigenen Persönlichkeit auseinandersetzen. Sie beschäftigte sich mit der Frauenbefreiungsideologie und den militärischen Voraussetzungen für den Revolutionären Volkskampf. Nach dieser intensiven Auseinandersetzung übernahm sie verschiedene Aufgaben in den Hêzên Taybet, bevor sie Serhed-Kommandantin der YJA Star wurde und ihre Erkenntnisse über die Taktik des modernen Guerillakampfes in die Praxis umsetzte. Dabei beschränkte sie sich nicht auf die klassischen Aufgabenbereiche der Kommandantur, sondern nahm bei allen anfallenden Aufgaben eine führende Rolle ein.
„Als Kommandantin der YJA Star zeigte sie, dass freie kurdische Frauen selbst unter schwierigsten Bedingungen keine Kompromisse bei den Grundsätzen für ein freies Leben machen und für den Sieg kämpfen“, so die HPG. Berwar habe alles dafür gegeben, um die dogmatische und konservative Art der Kommandantur zu überwinden. Sie sei Neuerungen gegenüber aufgeschlossen gewesen und habe die Linie der PKK und PAJK in ihrer Persönlichkeit verankert. Damit habe sie ihren Genossinnen und Genossen große Kraft gegeben und sei von Frauen wie Männern geliebt und respektiert worden. In ihren Jahren in Serhed sei eine kollektive Art des Lebens und Kämpfens entstanden. „Unsere Kommandantin und Genossin Berwar hat ein wichtiges Vermächtnis hinterlassen“, heißt es in dem Nachruf. „Als ihre Nachfolger:innen werden wir uns bei jedem Schlag gegen den Feind an sie erinnern und ihren Traum von einem freien Leben mit Rêber Apo in Kurdistan wahrmachen.“