Friedensdelegation: RJAK-Aktivistinnen umgehend freilassen!

Die bei ihrer Rückkehr aus Şengal nahe Hewlêr festgenommenen Aktivistinnen der südkurdischen Frauenbewegung RJAK sind noch immer ohne Angabe von Gründen in Gewahrsam. Die Initiative „Defend Kurdistan” und die #Delegation4Peace fordern ihre Freilassung.

Die Mitte der Woche in der Nähe von Hewlêr festgenommenen Aktivistinnen der südkurdischen Frauenbewegung RJAK (Rêxistina Jinên Azad a Kurdistanê) befinden sich weiterhin ohne Angabe von Gründen in Gewahrsam. Zahlreiche Organisationen reagierten empört und forderten die PDK-Führung auf, umgehend die Freilassung von Xewla Mihemed Hesen, Ciwana Ebdulbaqî und Seyran Ehmed Hesen zu veranlassen. Inzwischen haben sich auch die internationale Initiative „Defend Kurdistan” und die #Delegation4Peace zu Wort gemeldet. „Diese Frauenrechtsaktivistinnen und Aktivistinnen für Frieden und Freiheit in Kurdistan müssen sofort freigelassen werden”, fordern sie in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Willkürliche Festnahme

Die Friedensdelegation war erst vor knapp zwei Monaten aus verschiedenen europäischen Ländern nach Südkurdistan gereist, um die Auswirkungen des türkischen Krieges zu dokumentieren und international zu thematisieren. Mehrere Teilnehmerinnen hatten mit den nun festgenommenen Aktivistinnen ein gemeinsames Treffen in Silêmanî zum Austausch über die Positionen und Arbeiten von RJAK und den Friedensmüttern abgehalten (ANF berichtete). Umso größer ist die Empörung darüber, dass die Frauen in einer augenscheinlich rechtswidrigen und völlig willkürlichen Polizeiaktion festgesetzt wurden.

Gedenken an Genozid und Feminizid Anlass zur Festnahme?

„Xewla Mihemed Hesen, Ciwana Ebdulbaqî und Seyran Ehmed Hesen waren auf dem Rückweg von einer Gedenkverstaltung in Şengal, die anlässlich des siebten Jahrestags des Genozids und Feminizids gegen die Ezid:innen in deren dortigem zentralen Siedlungsgebiet stattfand. Der Völkermord, die Vertreibung, Vergewaltigung, Folterung und die Versklavung der ezidischen Frauen und Mädchen waren weltweit in den letzten Tagen Beweggrund, um öffentliche Gedenkkundgebungen durchzuführen. Am 3. August 2014 fand in Şengal ein Überfall und Massaker der Terrormilizen des Islamsichen Staates gegen die Ezid:innen statt. Doch für die südkurdische Regierungspartei PDK ist dieses Gedenken bereits Anlass zur Festnahme der Aktivistinnen der Frauenbewegung. Diese Willkür dient der Einschüchterung von politisch aktiven Frauen. Tatsächlich war der IS-Überfall von 2014 nur möglich, weil die PDK damals ihren Sicherheitskräften den Befehl zum Abzug erteilt hatte. Die ezidischen Frauen wurden 2014 durch die PDK der Ermordung und dem Frauenhass des IS ausgeliefert. Bis heute werden immer noch 2800 Frauen und Kinder vermisst”, heißt es in der Erklärung von Defend Kurdistan und der Friedensdelegation.

Parallelen zum Fall der PYD-Mitglieder

Während des Aufenthalts der Delegation in Südkurdistan hatte es ein ähnlich anmutendes Verschwindenlassen von Aktivisten durch die PDK gegeben. Am 10. Juni 2021 waren zwei Vertreter der westkurdischen Partei PYD und der Repräsentant der nordostsyrischen Selbstverwaltung am Flughafen von Hewlêr festgenommen und an einen unbekanntem Ort gebracht worden. Die PYD-Vertreter kamen nach 50 Tagen wieder frei, doch zum Verbleib von Cîhad Hesen, dem Repräsentanten von Nord- und Ostsyrien in Hewlêr, gibt es weiterhin keine Informationen. „Auch Cîhad Hesen muss sofort freigelassen werden”, verlangen die #Delegation4Peace und die Initiative Defend Kurdistan.