Mehrere Frauenorganisationen haben die PDK aufgefordert, Xewla Mihemed Hesen, Ciwana Ebdulbaqî und Seyran Ehmed Hesen umgehend freizulassen. Die führenden Vertreterinnen der Frauenbewegung in Südkurdistan waren vor wenigen Tagen nach der Teilnahme an Gedenkveranstaltungen zum Feminizid und Genozid in Şengal in der Nähe von Hewlêr (Erbil) festgenommen worden. Seither sind sie verschwunden.
„Weltweit beteiligten sich in den letzten Tagen Frauenorganisationen an vielen Orten an den Gedenkveranstaltungen anlässlich des Völkermords und Feminizids an Ezid:innen. Der Vernichtungsangriff der Terrormilizen des Islamischen Staates auf das Hauptsiedlungsgebiet der Ezid:innen in Şengal vor sieben Jahren, am 3. August 2014, ist vielen noch in schrecklicher Erinnerung. Menschen jeden Alters wurden vor den Augen ihrer Angehörigen gefoltert und ermordet, 7.000 Frauen und Mädchen wurden verschleppt, versklavt und auf Märkten verkauft, Jungen wurden zur Beteiligung an der Miliz gezwungen, bis heute werden 2.800 Frauen und Kinder vermisst, 400.000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, zahlreiche verdursteten noch auf der Flucht in der Berge”, unterstreichen die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“, Women Defend Rojava und das Kurdische Frauenbüro für Frieden Cenî e.V. in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Weiter heißt es: „Auch die Dachorganisation der Frauenbewegung Südkurdistans RJAK (Rêxistina Jinên Azad a Kurdistanê) brachte ihre Solidarität im Gedenken und im Kampf gegen Feminizide und für Autonomie der Ezid:innen, sich auch selbst zu verteidigen zum Ausdruck. Sie reisten am 3. August 2021 nach Şengal und beteiligten sich an den dort organisierten Veranstaltungen. Auf dem Rückweg von diesen Veranstaltungen wurden drei führende Aktivistinnen der Frauenbewegung in der Nähe von Hewlêr durch PDK-Sicherheitskräfte (Asayisch) festgenommen. Seither gibt es keine Informationen zu ihrem Verbleib. Es handelt sich um Xewla Mihemed Hesen und Ciwana Ebdulbaqî aus dem RJAK-Vorstand sowie die Aktivistin Seyran Ehmed Hesen.”
„Feminizidgedenken der Frauenbewegung ist repressives Angriffsziel der PDK geworden”
Die südkurdische Regierungspartei zeige mit diesem „Verschwindenlassen” der Vertreterinnen der Frauenfreiheitsbewegung, dass ihr sowohl „aktive Frauenrechtsarbeit wie auch ein Gedenken an den Völkermord und Feminizid von 2014” ein Dorn im Auge sind. Dieser aktuelle Angriff gegen die Frauenbewegung solle politisch aktive Frauen einschüchtern. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass es die PDK war, die 2014 ihren Soldaten den Befehl zum Abzug aus Şengal gab und die Ezid:innen schutzlos den IS-Milizen und deren Frauenhass auslieferte.
„Die Ezid:innen haben aus der Erfahrung von 2014 ihre Schlüsse gezogen und inzwischen Organisationen der autonomen Selbstorganisierung aufgebaut. Dazu gehören auch die bewaffneten autonomen Fraueneinheiten Şengals YJŞ (Yekinêyen Jinên Şengalê) und die Widerstandseinheiten Şengals YBŞ (Yekîneyên Berxwedana Şengalê) für ihre Selbstverteidigung. Der Demokratische Autonomierat Şengal MXDŞ (Meclîsa Xweseriya Demokratîk a Şengalê) hat am Wochenende vor dem Gedenken zum 7. Jahrestag des Genozids und Feminizids einen Kongress durchgeführt. Sie möchten keinen eigenen Staat schaffen, sondern in ihrer Autonomie anerkannt werden.
Wir fordern die PDK auf die Frauenrechtsaktivistinnen Xewla Mihemed Hesen, Ciwana Ebdulbaqî und Seyran Ehmed Hesen unmittelbar freizulassen!”