Frauenfestival in Gimgim mit Gedenkmarsch für Ekin Wan eröffnet

Mit einem Gedenkmarsch an Ekin Wan hat in Gimgim das „Festival für Frauen, Natur und Kultur“ begonnen. Zwei Tage lang setzen Aktivistinnen mit Workshops, Protest und Kultur ein Zeichen gegen patriarchale Gewalt und für eine demokratische Gesellschaft.

„Mit der freien Frau, Natur und Kultur zur demokratischen Gesellschaft“

In der kurdischen Kreisstadt Gimgim (tr. Varto, Provinz Mûş) hat am Sonntag das zweitägige „Festival für Frauen, Natur und Kultur“ begonnen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Mit der freien Frau, Natur und Kultur zur demokratischen Gesellschaft“ und bringt Hunderte Frauen aus verschiedenen Regionen für Austausch, politischen Protest und kulturelle Selbstermächtigung zusammen.

Demonstration in Gedenken an Ekin Wan

Die Eröffnung begann mit einem Gedenkmarsch für Ekin Wan (bürgerlich Kader Kevser Eltürk). Die Guerillakämpferin war im August 2015 bei Gefechten während der vom türkischen Staat verhängten Ausgangssperren getötet worden. Kurz darauf tauchten im Internet Fotos auf, die von Angehörigen eines Sonderkommandos der türkischen Polizei aufgenommen worden waren. Sie zeigten, wie der nackte und entstellte Leichnam von Ekin Wan durch die Straßen von Gimgim geschleift wurde – ein Bild, das sich tief ins kollektive Gedächtnis der kurdischen Frauenbewegung eingebrannt hat. Der Auftakt des Festivals wurde ihr und allen ermordeten Frauen gewidmet.

„Jin dimeşe, erd û ezman diheşe“

An der Demonstration nahmen hunderte Frauen teil, darunter Vertreterinnen der Parteien DBP und DEM und Aktivistinnen der Bewegung freier Frauen (TJA). Mit Transparenten, auf denen „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) und „Aus Ekins Blut wachsen wir neu“ zu lesen war, und Parolen wie „Jin dimeşe, erd û ezman diheşe“ (Die Frau geht, Erde und Himmel erbeben) marschierten sie lautstark und kämpferisch durch das Stadtzentrum. Unter ihnen waren auch die Parlamentsabgeordneten Çiğdem Kılıçgün Uçar (DBP) und Sümeyye Boz (DEM).

In einer Rede erklärte Sümeyye Boz: „Wir empfinden beim Anblick von Ekin Wans Bild keine Scham, sondern Widerstand. Ihr Wille ist es, der Geschichte geschrieben wurde – nicht der ihrer Peiniger.“ Gewalt gegen Frauen sei Teil einer gezielten, staatlich geförderten Kriegspolitik, die auf Frauenkörpern, Naturzerstörung und gesellschaftlicher Kontrolle aufbaue, so Boz.

Widerstand gegen Femizide und Umweltzerstörung

Neben der Erinnerung an Ekin Wan thematisiert das Festival gezielt strukturelle Gewalt, Femizide, die ökologische Krise und die Rolle der Frau im Friedensprozess. Workshops, Filmvorführungen und Diskussionen beleuchten Fragen der Jineolojî (Frauenwissenschaft), Nachhaltigkeit und politischer Organisierung. Künstlerische Beiträge, darunter Konzerte von Xecê und Beser Şahin sowie traditionelle Tänze, Sportaktivitäten und eine gemeinsame Naturwanderung, runden das Programm ab.

Nicht nur ein Festival – ein Raum des politischen Aufbruchs

Bereits im Vorfeld betonten Organisatorinnen wie Gülşen Kurt vom Provinzverband der DEM in Wan die politische Tragweite des Festivals. „Diese Veranstaltung ist mehr als Kultur – sie ist Ausdruck eines kollektiven Widerstands gegen patriarchale Gewalt, Umweltzerstörung und politischen Ausschluss.“ Sie rief alle Frauen der Region zur Teilnahme auf, um „gemeinsam unsere Zukunft aufzubauen“.

Medya Mermit von der Frauenbewegung TJA wies darauf hin, dass das Festival auch als Antwort auf die aktuelle politische Lage verstanden werden müsse. „Wir stehen für eine ökologische, demokratische, geschlechtergerechte Gesellschaft. Die Kämpfe um Gerechtigkeit für getötete Frauen, für Umwelt und für Frieden sind nicht voneinander zu trennen.“