Wut bei Beisetzung von Feminizid-Opfer in Cizîr

In Adana ist eine Kurdin von ihrem Schwager erstochen worden. Am Abend wurde die 33-Jährige in ihrer Heimatstadt Cizîr unter dem Ruf „Jin Jiyan Azadî“ von Frauen zu Grabe getragen

Sebahat Atabey

In der südtürkischen Provinz Adana ist die Kurdin Sebahat Atabey Opfer eines Feminizids geworden. Der mutmaßliche Täter: Eyüp Atabey, ihr Schwager. Dieser habe die 33-Jährige am vergangenen Donnerstag in deren Wohnung im Bezirk Ceyhan nach einem Streit mit einem Messer schwer verletzt. Er wurde inzwischen festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft.

Nachbarn hatten Polizei und Rettungskräfte alarmierten. Sebahat Atabey wurde in kritischem Zustand ins staatliche Krankenhaus in Ceyhan eingeliefert und auf die Intensivstation verlegt – doch alle medizinischen Bemühungen blieben erfolglos. Sie erlag am Sonnabend ihren Verletzungen.

Nach Abschluss der Obduktion im örtlichen Institut für Rechtsmedizin wurde Atabeys Leichnam am Samstagabend in ihre Heimatstadt Cizîr (tr. Cizre) überführt. Dort nahmen Aktivistinnen der Bewegung freier Frauen (TJA) sowie der Initiative der Friedensmütter die Ermordete in Empfang.

Die Frauen trugen den Sarg auf den Schultern durch das Stadtzentrum bis zum städtischen Friedhof. Dort verabschiedeten sie Sebahat Atabey unter dem Ruf „Jin Jiyan Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit).

Gewalt gegen Frauen bleibt politische Realität

Der Fall von Sebahat Atabey reiht sich in eine lange Liste tödlicher Gewaltakte gegen Frauen in der Türkei ein. Trotz massiven Protesten und wiederholter Forderungen nach strukturellen Reformen steigen die Zahlen der Femizide weiterhin an. Laut verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen werden in der Türkei jedes Jahr Hunderte Frauen durch Männer aus ihrem Umfeld getötet.