Doğan: „Der Widerstand siegt und die Krise vertieft sich“

Mahir Doğan vom Bildungskomitee der PKK sieht eine Vertiefung der Krise des AKP/MHP-Regimes durch seine Niederlage in den Medya-Verteidigungsgebieten und prognostiziert für das Jahr 2022 eine weiteren Zusammenbruch des Regimes.

Mahir Doğan vom Bildungskomitee der PKK bewertet die aktuellen politischen Entwicklungen und den Rückzug der türkischen Armee aus mehreren Orten in den Medya-Verteidigungsgebieten und spricht von einer Vertiefung der Krise des AKP/MHP-Regimes auf allen Ebenen. Im Radiosender Dengê Welat äußerte sich Doğan außerdem über den Widerstand von Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali und sagte: „Der türkische Staat ist mit all seinen Versuchen gegen die Wand gelaufen. Dieser Widerstand hat sich Schritt für Schritt auf die ganze Welt ausgeweitet. Im neuen Jahr wird er sich noch weiter verbreiten. Rêber Apos [Abdullah Öcalan] Widerstand hat alle Pläne des türkischen Staates durchkreuzt und zeigt deutlich, wer Freund und wer Feind ist.“

Durch die Gefangenen soll den Kurd:innen eine Botschaft übermittelt werden“

Doğan beschreibt die Situation der politischen Gefangenen in der Türkei als eine Art der Geiselnahme. Durch jeden Toten, der aus den Gefängnissen kommt, solle dem kurdischen Volk eine Botschaft übermittelt werden, so der PKK-Vertreter: „Sie vermitteln damit, dass wer auf der Linie der Freiheit besteht, am Ende vernichtet wird. So wollen sie das kurdische Volk einschüchtern. Sie wollen den Menschen signalisieren, dass sie sich in keiner Weise um die Toten kümmern dürfen. Viele Menschen sind attestiert haftunfähig. Aber sie werden nicht freigelassen. Die Gesetze gelten nicht für Kurdinnen und Kurden und insbesondere nicht für die, die Widerstand leisten.“

Aktionen der Angehörigen von Gefangenen müssen ausgeweitet werden“

Doğan erklärt in Bezug auf die Mahnwachen von Angehörigen von Gefangenen in Amed (tr. Diyarbakır) und Wan, dass diese Aktionen fortgesetzt und verstärkt werden müssen. Er fährt fort: „Zweifellos gilt die Pflicht zum Handeln nicht nur für die Familien der Gefangenen und Gefallenen, sie gilt für alle kurdischen Menschen. Unser ganzes Volk muss sich um die Gefangenen zusammenschließen.“

Rassistische Angriffe mit staatlicher Unterstützung“

Doğan geht ebenfalls auf den Angriff auf den HDP-Provinzverband in Izmir, bei dem die Mitarbeiterin Deniz Poyraz von einem türkischen Faschisten ermordet wurde, und den wachsenden Rassismus in der Türkei ein und sagt: „Man wollte nicht, dass der Täter flieht. Es wurde versucht, es als Mord durch einen Einzeltäter darzustellen. Ja, es gibt einen Täter, aber dahinter steht der türkische Staat. Sie nahmen ihn sofort mit und schützten ihn. Die Regierung begeht ein Massaker und lastet es einem Nationalisten an. Das ist es, womit sie versuchen, die Welt zu täuschen. Das ist Teil der Spezialkriegspolitik. Am Tag vor dem Prozessbeginn gegen den Mörder von Deniz Poyraz wurde das HDP-Gebäude in Istanbul/Bahçelievler angegriffen.“

Doğan erklärt weiter: „Vor drei oder vier Wochen wurden in Izmir drei Personen aus Syrien verbrannt. Die türkische Polizei behauptete, einer der drei Verbrannten sei der Täter. Aber der Schwindel ist aufgeflogen. Der türkische Staat sendet mit diesen Angriffen Botschaften. Er will die HDP, das kurdische Volk und seine politischen Führungspersönlichkeiten einschüchtern. Der türkische Staat hat große Angst vor freien Kurd:innen, aufständischen Kurd:innen. Deshalb geht er bei seinen Angriffen bis zum Äußersten. Zweifellos wird sich aber auch der Widerstand noch weiter vertiefen und ausbreiten.“

Es ist kein Zufall, dass die Jugend angegriffen wird“

Die Angriffe richteten sich vor allem gegen die Jugend, da der Staat wisse, dass diese entscheidend für das Schicksal der Revolution sei, so Mahir Doğan: „Daher finden die Angriffe auf vielen verschiedenen Ebenen statt. Der Staat weiß, dass der Kampf für die Freiheit unter der Führung der kurdischen Jugend immer stärker wird. Die jungen Menschen setzen sich für ihre Geschichte, ihre Kultur und ihre Gesellschaft ein. Der Angriff auf die Jugend in Kobanê gehört auch zu dieser Politik. Je mehr sich die Führungsrolle der Jugend entwickelt, desto heftiger wird die Politik des Feindes scheitern.“ Bei einem gezielten türkischen Killerdrohnenangriff waren am 25. Dezember sechs Aktivist:innen der Jugendbewegung in Kobanê getötet worden.

Die türkische Armee musste sich aus vielen Bereichen zurückziehen“

Doğan spricht auch über den Widerstand der Guerilla gegen die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten und sagt, die türkische Armee habe sich gegen die Geschwindigkeit der Aktionen der Guerilla nicht verteidigen können. Er erklärt: „Deshalb musste sich die türkische Armee aus vielen Bereichen der Guerillagebiete wieder zurückziehen. In diesem Krieg wurde der türkische Staat klar besiegt. Das AKP/MHP-Regime hatte seine Pläne gemacht und versucht, die Guerilla durch seine Angriffe und technische Überlegenheit zu vernichten. So sollte der Widerstand eliminiert und anschließend Wahlen durchgeführt werden. Die türkische Regierung hat alles für den Krieg aufgewandt, aber weil sie besiegt wurde, befindet sich das Land in einer noch tieferen ökonomischen Krise. Der Widerstand gewann und die Wirtschaftskrise vertiefte sich. Der militärisch besiegte türkische Staat wird 2022 in allen Bereichen nicht weiterkommen. Die AKP/MHP-Regierung wird dramatisch verlieren. Der Erfolg gehört den Menschen in Kurdistan unter der Führung der Guerilla, er gehört daher allen Völkern."

Abdullah Öcalan hat die Botschaft der Morde von Paris verstanden“

Am 9. Januar jährt sich das Massaker von Paris im Jahr 2013. Damals wurden vom türkischen Geheimdienst MIT die drei kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez ermordet. Doğan erklärt, dass Abdullah Öcalan das Massaker als Botschaft interpretiert hat: „Ihr werdet niemals eure Rechte erhalten und frei sein, wo immer ihr auch seid, habt ihr kein Recht auf Leben.“ Doğan erinnert an die Worte Öcalans: „Dieser Angriff war eine Fortsetzung des Dersim-Massakers. Gegen dieses Massaker werde ich noch stärker für Sakines Linie eintreten und mit einer noch entschlosseneren Politik antworten.“ Doğan schließt an: „Rêber Apo verstand die Botschaft und entwickelte eine Antwort. Auf der einen Seite hat er in Kurdistan den Kampf für die Freiheit verstärkt, und auf der anderen Seite hat er die Widerstandslinie weiterentwickelt. Bis heute kämpft er auf dieser Linie und leistet Widerstand. Er steht an der Seite des Volkes. An dem Tag, an dem wir seine Isolation beenden und seine Freiheit erkämpft haben, werden wir auch unsere Gefallenen gerächt und die Mörder zur Rechenschaft gezogen haben.“