Auf Geheiß Ankaras? HDP-Aktivisten in Silêmanî festgenommen

In Silêmanî sind mehrere politische Geflüchtete aus Nordkurdistan von Sicherheitskräften der YNK festgenommen worden. Die Hintergründe sind noch unklar.

In Silêmanî sind am Donnerstag mehrere Aktivisten aus Nordkurdistan von Sicherheitskräften der Patriotischen Union Kurdistans (YNK) festgenommen worden. Wie der Verein der Werktätigen aus Mesopotamien (Komeleya Karkerên Mezopotamyayê, KKM) mitteilte, wurden vier der mindestens acht Betroffenen im Zuge einer Razzia in den Räumlichkeiten der Organisation in Gewahrsam genommen, vier weitere seien an ihren Arbeitsplätzen oder Wohnungen festgenommen worden. Eine Begründung für das Vorgehen wurde den Angaben nach von den Sicherheitskräften nicht genannt. Auch sei unklar, was den Männern vorgeworfen werde.

„Da es sich jedoch bei allen von dieser Repression betroffenen Menschen um Freunde handelt, die Nordkurdistan aufgrund ihrer politischen Verfolgung durch die türkischen Regimebehörden verlassen mussten und als solche innerhalb des KKM organisiert sind, gehen wir davon aus, dass die Festnahmewelle auf Geheiß der Führung in Ankara erfolgt ist“, sagte der Vereinsvorsitzende Musa Çiftçi am Freitag in Silêmanî. Der Aktivist verurteilte den Umgang der örtlichen Sicherheitsbehörde mit den Vereinsmitgliedern und bezeichnete die Festnahmen als „antikurdische Praxis a la Erdoğan“. Alle Betroffenen seien in Nordkurdistan für die Demokratische Partei der Völker (HDP) beziehungsweise ihre Schwesterpartei DBP (Partei der demokratischen Regionen) aktiv gewesen und hätten im Zuge sogenannter „Terrorurteile“ verschiedenhohe Haftstrafen abgesessen, bevor sie ihre Heimat zum Schutz weiterer Repression verlassen mussten. „Dass gerade solche Menschen auch in Südkurdistan Opfer von Unterdrückungsmechanismen werden, die wir vom türkischen Regime kennen, kann nicht akzeptiert werden“, so Çiftçi.

Protest des KKM am Freitag in Silêmanî | Foto: RojNews

Nach ANF-Informationen handelt es sich bei den Betroffenen um politische Geflüchtete, die von den Vereinten Nationen (UN) als solche anerkannt wurden. Die YNK-Sicherheit teilte mit, sie nach einem Verhör wieder freizulassen. Dies ist bislang aber nicht geschehen. „Auch wissen wir noch immer nicht, wieso es zu den Festnahmen überhaupt kam“, erklärte Çiftçi und forderte die Sicherheitsbehörden mit Nachdruck auf, die Männer umgehend freizulassen. „Wir betonen, dass unsere Protestaktionen fortgesetzt werden, falls sich die Behörden weiterhin weigern, Gründe für ihr Vorgehen zu nennen und unsere Freunde auf freien Fuß zu setzen.“

HDP-Vertretung verurteilt Festnahmen

Auch die HDP-Vertretung in Silêmanî verurteilte die Festnahmewelle und forderte die YNK auf, ihre Mitglieder freizulassen. An die UN-Vertretung appellierte die HDP, sich für die Geflüchteten einzusetzen. Den Angaben nach handelt es sich bei sieben der Festgenommenen um Meşruk Çiftçi, Ersoy Yılmaz, Hasan Kaçar, Mehmet Söyler, Servet Akdeniz, Şefik Yıldırım und Murat Turak. Drei der Männer litten an teils schweren Erkrankungen und seien auf Medikamente angewiesen.