„Tempo Di Speranza“ in Mailand

In Mailand findet heute mit Beteiligung von Dutzenden Kunstschaffenden eine politische und kulturelle Veranstaltung für die Selbstbestimmung des kurdischen Volkes und die Freilassung von Abdullah Öcalan und aller politischen Gefangenen statt.

In Mailand findet heute eine politische und kulturelle Veranstaltung unter dem Titel „Tempo Di Speranza“ (Zeit der Hoffnung) statt. Die Podiumsdiskussion mit anschließendem Konzert trägt das Motto „Für Selbstbestimmung und Freiheit für das kurdische Volk - Für die Freilassung von Abdullah Öcalan und aller politischen Gefangenen“ und wird vom Kurdischen Informationsbüro in Italien (UIKI Onlus) und dem Solidaritätsnetzwerk Rete Kurdistan Italia organisiert.

Mit der Veranstaltung soll das Geschehen in Kurdistan sichtbar gemacht und „die Aufmerksamkeit auf diese zeitgenössische Tragödie“ gelenkt werden. Vor allem wollen die Organisator:innen „die wichtigen Botschaften und Praktiken des demokratischen Konföderalismus und der Jineolojî vermitteln: Selbstbestimmung, Selbstverteidigung, Gleichheit, Emanzipation und Partizipation“. Die teilnehmenden Referent:innen und Kunstschaffenden wollen „den Kampf für die Befreiung Kurdistans und für die Freilassung von Abdullah Öcalan und aller politischen Gefangenen unterstützen und die Gewalt und die Übergriffe der türkischen Regierung und ihrer Verbündeten anprangern“, heißt es in der Einladung.

Die Veranstaltung im Parco Delle Cascine di Chiesa Rossa beginnt um 18 Uhr mit einer Podiumsdiskussion mit dem Künstler Zerocalcare, der kurdischen Aktivistin Hazal Koyuncuer, Roberto Mapelli vom Verlag Punto Rosso und dem Fotojournalisten Giacomo Sini. Um 20 Uhr startet das Konzert mit Alessio Lega, Marco Rovelli, Berfin Demir, Renato Franchi, Asti Abdo, Rap Caverna Posse, Yung Paninaru, Ellie Cottino und Assalti Frontali.

Die Tragödie in Kurdistan sichtbar machen

Zum Hintergrund teilen die Veranstalter:innen mit: „Abdullah Öcalan ist seit dem 15. Februar 1999 auf der Gefängnisinsel Imrali in völliger Isolation inhaftiert. Seit über zwei Jahren gibt es keine Nachrichten über seine Haftbedingungen oder seinen Gesundheitszustand. Er darf nicht einmal mit seinen Verwandten und Anwält:innen kommunizieren. Der letzte Kontakt, ein Telefongespräch von wenigen Minuten mit seinem Bruder, liegt mehr als 29 Monate zurück.

Im Gefängnis schrieb Öcalan mehrere Bücher mit Theorien über eine friedliche Lösung der kurdischen Frage und über den Frieden im Nahen Osten. Seine Ideen, die auf radikaler Demokratie, sozialer Ökologie, friedlicher Koexistenz verschiedener Kulturen und der Autonomie der Frauen beruhen, inspirierten das Modell des demokratischen Konföderalismus, das heute von der Autonomen Verwaltung von Nordostsyrien sowie in Mexmûr und Şengal im Nordirak angewandt wird.

Erdogans autoritäres Regime will diesen Erfahrungen mit der Selbstverwaltung ein Ende setzen. Jeden Tag bombardiert die türkische Armee die Berge Kurdistans mit chemischen Waffen, die durch internationale Konventionen verboten sind, und die Städte Rojavas, wobei täglich Militärdrohnen auch auf zivile Ziele eingesetzt werden.

Zusammen mit dschihadistischen Söldnergruppen besetzt die türkische Armee zwei Kantone der Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien, Efrîn (seit 2018) und Serêkaniyê (seit 2019), und seit mehr als einem Jahr droht Ankara mit einer umfassenden Invasion in Rojava, die sich gegen die Frauen, Männer und Völker richtet, die gegen den IS gekämpft und ihn besiegt haben.

Innerhalb der türkischen Grenzen gibt es Zehntausende von politischen Gefangenen. Dabei handelt es sich um Aktivist:innen oder Anhänger:innen kurdischer politischer Organisationen und der türkischen Linken, Journalist:innen, Rechtsanwält:innen, Intellektuelle, Künstler:innen und Musiker:innen, die häufig in Einzelhaft sitzen und gefoltert werden. Während die Türkei eine noch nie dagewesene Wirtschaftskrise durchlebt, hält Erdogan seine Macht mit härtester Repression aufrecht und verletzt alle grundlegenden Menschenrechte. In den von dem schweren Erdbeben im Februar betroffenen Gebieten hat die türkische Regierung ein katastrophales Notfallmanagement an den Tag gelegt und die Bevölkerung, insbesondere in den mehrheitlich kurdisch bewohnten Gebieten, sich selbst überlassen.“