Kurdischer Flüchtling für Australiens wichtigsten Kunstpreis nominiert

Seit 1921 wird in Australien der Archibald Prize für Porträtmalerei vergeben. Nun könnte ihn der kurdische Flüchtling Mostafa Azimitabar gewinnen – mit einem Werk, das ihn als Insassen im berüchtigten Internierungslager auf Manus Island zeigt.

2014 begann Mostafa „Moz“ Azimitabar mit einer Zahnbürste zu malen, unmittelbar nach seiner Unterbringung im australischen Internierungslager für „illegale“ Bootsflüchtlinge auf der Insel Manus Island in Papua-Neuguinea. Zuvor hatten die Gefängnisbehörden einen Antrag auf Farbe und Pinsel abgelehnt, weil befürchtet worden sei, der 1986 in Iran geborene kurdische Geflüchtete könne sich damit tödlich verletzen. Bei seiner Rückkehr in den Schlafsaal sah Azimitabar eine Tasse Kaffee auf dem Tisch. „Ich weiß nicht, was passiert ist... Es war ein besonderer Moment. Ich nahm meine Zahnbürste, tauchte sie in den Kaffee und strich damit über das Papier. Dieses Erlebnis empfand ich als einen Sieg für mich“, beschreibt Mostafa Azimitabar diesen Moment. Mit einem Selbstporträt, das ihn als Internierten darstellt - insgesamt acht Jahre verbrachte Azimizabar in verschiedenen Haftzentren des australischen Staates - hat er es ins Finale des Archibald Prize geschafft.

Das Werk, das Azimitabar für die prestigeträchtige Auszeichnung in der australischen Kunstszene einreichte, trägt den Titel „KNS088“. Es ist die Kennzeichnungsziffer des Kurden, mit der er von Australien als illegaler Migrant geführt wurde. Mit dem Selbstporträt habe er den „Schmerz, die Trauer und die Stärke“ des Flüchtlingslebens zum Ausdruck bringen wollen, sagt er. „Die Kunst und das Zeichnen haben mir geholfen, stark zu sein und weiterzumachen, denn wenn ich male, existiert das Gefühl von Schock nicht.“

© Mostafa Azimitabar via Art Gallery NSW

Mostafa Azimitabar wurde am 21. Januar 2021 ohne Ankündigung oder Erklärung aus der Internierungshaft entlassen. Seitdem versucht er, sich in Australien ein neues Leben aufzubauen. Aktuell lebt er in Sydney und arbeitet für eine Wohltätigkeitsorganisation. Der junge Kurde malt weiterhin, sagt aber, dass er nicht dazu neigt, traditionelle Werkzeuge zu benutzen. Seine Zahnbürste gelte ihm auch weiterhin als „sehr guter Freund“.

Der oder die Gewinner:in des Archibald Prize, der mit 100.000 australischen Dollar (umgerechnet etwa 68.000 Euro) dotiert ist, wird am 13. Mai bekannt gegeben.

Aktualisiert 23:14 h