Gemeinsamer Einsatz von QSD und Koalition
Bei einer gezielten Sicherheitsoperation in Til Koçer im Kanton Cizîrê haben Einheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) gemeinsam mit Truppen der Internationalen Anti-IS-Koalition ein mutmaßliches Mitglied der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen. Die Operation fand bereits Ende Mai statt und richtete sich gegen den Syrer Waddah Marwan T., auch bekannt unter dem Alias „Al-Awdah“, erklärte das Bündnis am Dienstag.
Laut Angaben der QSD war die Festnahme des Mannes, der Teil des Zellennetzwerks des IS sein soll, das Ergebnis längerer Beobachtungen und gezielter Ermittlungen. Die QSD-Einheit für militärische Operationen (Tîmen Operasiyonên Leşkerî, TOL) konnte den Gesuchten in einem Versteck aufspüren und ohne Zwischenfälle festnehmen.
Während der ersten Verhöre habe T. seine Beteiligung an der medialen Propagandaarbeit des IS gestanden. Demnach betrieb er mehrere Telegram-Kanäle im Namen der Terrorgruppe, über die er radikale Inhalte verbreitete und Jugendliche zur Teilnahme an den Aktivitäten der Terrormiliz aufrief. Zudem habe er Live-Übertragungen genutzt, um „takfiristische“ Ideologie zu verbreiten. Die „Takfiristen“ sind eine stark sektenartige Strömung des Dschihadismus, deren Anhänger:innen glauben, dass fast alle Muslime außer ihnen selbst ungläubig sind.
Die QSD bekräftigten nach dem Einsatz ihre Entschlossenheit, weiterhin gegen verbliebene Zellen der Terrororganisation in Nord- und Ostsyrien vorzugehen. Ziel sei es, die operative und ideologische Infrastruktur des selbsternannten IS nachhaltig zu zerschlagen und die Sicherheit in der Region zu gewährleisten.
Sicherheitsvakuum nach Assad-Sturz
Der IS hatte 2014 weite Teile des Irak und Syriens überrannt und eine Schreckensherrschaft installiert. Über die Staatsgrenzen hinweg rief die Terrororganisation ein „Kalifat“ aus und verübte Massaker, denen unzählige Menschen zum Opfer fielen. Allein im ezidischen Şengal im Nordirak wurden 10.000 Menschen vom IS ermordet. 2017 konnte der IS aus dem Irak und zwei Jahre später aus Syrien vertrieben werden. Doch mit der Zerschlagung seiner Territorialherrschaft hat der IS seine militärische Taktik und Operationsmethoden geändert und setzt verstärkt auf kleinere Netzwerke und klandestine Zellen. Solche Untergrundstrukturen operieren vor allem im syrisch-irakischen Grenzgebiet. Nach mehreren großangelegten Operationen der QSD konnten viele dieser Netzwerke zerschlagen werden. Dennoch ist der IS in der Lage sich immer wieder neu zu formieren und Anschläge zu verüben. Dabei profitiert die Miliz nicht zuletzt von dem Sicherheitsvakuum, das infolge des Sturzes des syrischen Ex-Präsidenten Baschar al-Assad durch die Islamistenallianz „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) entstanden ist.