Kurdischer Flüchtling gewinnt australischen Literaturpreis

Einer der wichtigsten australischen Literaturpreise geht in diesem Jahr an den kurdischen Flüchtling Behrouz Boochani, der seit 2013 in einem der berüchtigten Lager auf der Pazifikinsel Manus festgehalten wird.

Der Victorian Premier's Literary Award, hochdotierter Literaturpreis des australischen Bundesstaats Victoria, geht in diesem Jahr an den aus Îlam in Ostkurdistan (Rojhilat/Iran) stammenden Flüchtling Behrouz Boochani. Am Donnerstag bekam der Journalist, Menschenrechtsaktivist, Dichter und Filmproduzent in Melbourne die mit 100.000 australischen Dollar (etwa 63.500 Euro) dotierte Auszeichnung zugesprochen, konnte sie jedoch nicht selber entgegennehmen. Der Flüchtling darf die Pazifikinsel Manus, auf der er seit 2013 in einem der berüchtigten Lager festgehalten wird, nicht verlassen.

Der 36-jährige Boochani bekam den Preis für sein Buch „No Friend But the Mountains: Writing from Manus Prison” (in etwa: „Kein Freund außer den Bergen: Texte aus dem Gefängnis Manus”), wie die Regierung des Bundesstaats mitteilte. Zudem wurde sein Erstlingswerk mit dem Preis als bestes Sachbuch bedacht, dotiert mit weiteren 25.000 Dollar (knapp 16.000 Euro). Boochani schrieb das Buch nach Angaben seines Verlags mit SMS-Nachrichten, die er aus Manus schickte.

Manus Island ist eine Insel im Pazifik, die zu Papua-Neuguinea gehört. 2013 hat Australien angefangen, Geflüchtete die auf dem Seeweg versuchten das Land zu erreichen, in ein Gefängnis nach Manus Island abzuschieben. Die Bedingungen dort werden von Ärzten und Flüchtlingshelfern als menschenrechtswidrig angeprangert. Immer wieder drangen schreckliche Geschichten aus dem Gefängnis an die Öffentlichkeit - Berichte über Missbrauch durch das Sicherheitspersonal, schockierende hygienische Zustände, Mangel an Essen und medizinischer Versorgung. Einige dieser Berichte wurden von Behrouz Boochani geschrieben.

Boochani war im Iran Mitbegründer der kurdischen Literaturzeitschrift Werya. Im Februar 2013 überfielen Einheiten der paramilitärischen Revolutionsgarden die Büros der Zeitschrift. Boochani konnte sich zunächst drei Monate lang verstecken, floh dann schließlich am 23. Mai aus dem Iran. Bei seinem zweiten Versuch, von Indonesien aus Australien zu erreichen, wurde er abgefangen und zunächst auf die Weihnachtsinsel gebracht. Nach einem Monat in Gewahrsam wurde Boochani im August 2013 in das Gefängnis von Manus Island überstellt.

Zusammen mit Arash Kamali Sarvestani hat er auf Manus den Dokumentarfilm „Chauka, Please Tell Us the Time” gedreht. Der Film, der über mehrere Monate mit einem Mobiltelefon gedreht wurde, handelt vom Alltag in dem Internierungslager.