Schlag gegen ezidische Selbstverwaltung
Irakische Polizeikräfte haben das Rathaus der Gemeinde Girzerik in Şengal besetzt. Girzerik ist einer der Orte, die 2014 den Widerstand gegen den selbsternannten Islamischen Staat (IS) anführten. Er wurde dabei weitgehend niedergebrannt und zerstört. Jahre später kehrten die Menschen nach Girzerik zurück und begannen mit dem Wiederaufbau ihrer Häuser.
Unterdessen nahm der Demokratische Autonomierat von Şengal (MXDŞ) am 10. März 2025 den Betrieb des Gemeinderats von Girzerik wieder auf, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden und grundlegende Dienstleistungen zu gewährleisten.
Die irakische Polizei okkupierte das Rathaus, während die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung im Urlaub waren, ohne Dokumente vorzulegen oder eine Begründung anzugeben. Der MXDŞ und die Stadtverwaltung unternahmen zahlreiche Versuche, die Situation zu klären, doch die Polizei blieb ausschließlich bei der Erklärung, sie habe den Befehl erhalten, das Gebäude zu beziehen.
Der Genozid-Feminizid durch den IS
Die Region Şengal (Nordirak) ist das letzte zusammenhängende Siedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft. Bei dem IS-Überfall auf Şengal am 3. August 2014 wurden Tausende Ezid:innen ermordet und Tausende Frauen und Kinder gefangen genommen. Als der IS mit seinem Genozid-Feminizid an den Ezid:innen begann, zogen sich die Peschmerga der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) zurück und ließen die Bevölkerung ungeschützt zurück.
Die Guerillakämpfer:innen der HPG (Volksverteidigungskräfte) und der YJA Star (Verbände freier Frauen) sowie die Kämpfer:innen der YPG (Volksverteidigungseinheiten) und der YPJ (Frauenverteidigungseinheiten) kamen dem ezidischen Volk angesichts der IS-Aggression zu Hilfe. Dank eines monatelangen selbstlosen Kampfes wurde die Stadt Şengal am 13. November 2015 befreit. Nach der Befreiung des gesamten Gebiets zogen sich die HPG/YJA Star und YPG/YPJ 2017 zurück. Die Menschen, die in ihre Heimat Sengal zurückkehrten, organisierten sich, gründeten Verteidigungseinheiten und bauten ihre eigenen Institutionen auf.
Das Schicksal Tausender Ezid:innen, insbesondere von Frauen, ist nach wie vor unbekannt. Viele wurden auf Sklavenmärkten verkauft, die der IS in Städten wie Raqqa, Mûsil (Mosul), Deir ez-Zor und Al-Bukamal eingerichtet hatte. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) konnten bisher viele von ihnen befreien und sie mit ihren Familien in Şengal wiedervereinen.