Vortrag in Jena: „Was ist eigentlich Rojava?“

Was passiert gerade in Rojava und warum sollten wir uns dafür interessieren? In Jena diskutierten Aktivist:innen und Interessierte über die politische Situation in der Region, die Rolle von Frauenorganisationen und praktische internationale Solidarität.

Veranstaltung mit Nele Möhlmann

Am Donnerstagabend fand in Jena eine Informationsveranstaltung mit Vortrag und anschließender Diskussion zum Thema „Demokratie in Syrien? Errungenschaften der Frauen verteidigen!“ statt. Referentin war die Journalistin und Frauenrechtlerin Nele Möhlmann. Die Veranstaltung war Teil einer bundesweiten Reihe und wurde gemeinsam mit der Ortsgruppe der Kampagne Women Defend Rojava (WDR) organisiert.

Im Zentrum des Abends stand die Frage: „Was ist eigentlich Rojava – und was hat das mit uns zu tun?“ Nach einer kurzen Einführung von Women Defend Rojava ging Möhlmann auf die Geschichte und aktuelle politische Lage in der Region Nord- und Ostsyrien ein. Thematisiert wurden die jahrzehntelange Unterdrückung insbesondere der kurdischen Bevölkerung sowie die bis heute andauernden kolonialen und geostrategischen Interessen westlicher und regionaler Mächte.

Besonders kritisch wurde die gegenwärtige Rolle der syrischen Übergangsregierung beleuchtet, deren Personalstruktur laut Möhlmann starke Parallelen zu dschihadistischen Terrorgruppierungen wie Al-Qaida, Al-Nusra und dem sogenannten Islamischen Staat (IS) aufweise. „Das ist den Menschen vor Ort sehr bewusst“, betonte die Referentin.

Frauenorganisierung als Motor gesellschaftlicher Veränderung

Nele Möhlmann berichtete aus erster Hand von ihrem Aufenthalt in Nord- und Ostsyrien. Sie arbeitete dort mit der Frauenrechtsorganisation Sara, die sich gegen Feminizide und patriarchale Gewalt engagiert. Die Aktivist:innen besuchen regelmäßig Dörfer und Gemeinden, um Bildungsarbeit zu leisten und Aufklärung über geschlechtsspezifische Gewalt zu betreiben. „Die Veränderung der Mentalität durch Bildung ist ein zentraler Schlüssel gesellschaftlicher Transformation“, so Möhlmann.

Internationale Solidarität und Verantwortung

Zum Abschluss der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmenden, welche Bedeutung die Entwicklungen in Rojava für Menschen hierzulande haben. Es sei inspirierend, wie trotz widriger Umstände demokratische und feministische Strukturen aufgebaut würden. Gleichzeitig wurde betont, dass die Rojava-Revolution in westlichen Medien kaum vorkomme – und es daher umso wichtiger sei, solidarisch Öffentlichkeit herzustellen.