Türkei: Mindestens 177 Tote durch Lohnarbeit im Mai

Die Beobachtungsstelle ISIG hat ihre Mai-Daten über „berufsbedingte Todesfälle“ in der Türkei und Nordkurdistan veröffentlicht. Mindestens 177 Menschen starben in diesem Zeitraum aufgrund der Arbeitsbedingungen, sechs von ihnen waren Kinder.

Aktueller ISIG-Bericht

In ihrem aktuellen Bericht zählt die türkische Beobachtungsstelle für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (ISIG) 177 „berufsbedingte Todesfälle“ im Mai in der Türkei. Damit beliefe sich deren Gesamtzahl in 2025 bisher auf 796 Tote in fünf Monaten.

Die meisten dieser Todesfälle im Mai ereigneten sich dem Bericht nach in den Bereichen Bauwesen, Landwirtschaft, Transportwesen und Dienstleistungen. Zu den häufigsten Ursachen zählten Verkehrsunfälle, Unfälle durch Zerquetschen und Einstürze, Herzinfarkte sowie Stürze aus der Höhe. Hierbei wurden die höchsten Zahlen von berufsbedingten Todesfällen in Istanbul, Aydın, Muğla und Sakarya verzeichnet, all diese Orte liegen im Westen des Landes in relativer Küstennähe.

Zu den auffälligeren Vorfällen im Mai gehörten zwei Viehzüchter, die an Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fieber (Viruserkrankung mit teils hoher Letalität) starben, ein Bergarbeiter, der aufgrund einer Silikose (Quarzstaublunge, durch das Einatmen von Feinstaub mit Quarz) ums Leben kam, und ein Textilarbeiter, der während einer Protestaktion wegen ausstehender Löhne einen tödlichen Herzinfarkt erlitt.

Laut ISIG waren sechs der im Mai verstorbenen Arbeiter:innen Kinder, sieben waren Geflüchtete. Die meisten Kinderarbeiter:innen waren in der Landwirtschaft, der Metallindustrie und der Textilindustrie beschäftigt. Geflüchtete waren überwiegend als Arbeiter:innen in Schwerindustrien wie Landwirtschaft, Bauwesen, Transportwesen und Bergbau tätig.

ISIG betonte, dass 95 Prozent der Arbeiternehmer:innen, die berufsbedingt ihr Leben verloren, nicht gewerkschaftlich organisiert waren. Die Beobachtungsstelle unterstrich, dass Todesfälle am Arbeitsplatz keine Frage des Schicksals sind, sondern eine Folge von unorganisierten und unsicheren Arbeitsbedingungen.