Die iranischen Regime-Behörden haben Karim Asghari, den Schwager der zum Tode verurteilten kurdischen Aktivistin Varisheh Moradi, in Sine (Sanandadsch) festgenommen. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurde Asghari von Angehörigen des Geheimdienstes am Arbeitsplatz überfallen, geschlagen und anschließend an einen unbekannten Ort gebracht.
Die Festnahme erfolgte bereits am Sonntag nach Vorlage eines richterlichen Durchsuchungsbefehls, die Vorwürfe gegen Asghari seien allerdings unklar. Augenzeug:innen berichten von einem gewaltsamen Vorgehen durch die Einsatzkräfte. Auch Asgharis Ehefrau, Mehraneh Moradi, wurde laut Berichten vor Ort mit Verhaftung bedroht, als sie am Tatort eintraf.
Wie die Menschenrechtsorganisationen HRANA und Kurdistan Human Rights Network (KHRN) übereinstimmend berichten, steht die Familie Moradi seit Monaten unter massivem staatlichem Druck. Mitglieder der Familie wurden wiederholt vorgeladen und eingeschüchtert, insbesondere nachdem sie öffentlich auf die Haftbedingungen und medizinische Vernachlässigung von Varisheh Moradi hingewiesen hatten.
Karim Asghari © privat / via KHRN
Karim Asghari war bereits zuvor politisch inhaftiert. Gemeinsam mit seiner Ehefrau wurde er 2018 vom Geheimdienst der Revolutionsgarden (IRGC) festgenommen und nach mehreren Monaten in Haft gegen Kaution freigelassen. Sowohl HRANA als auch das KHRN verurteilten die Verschleppung des Kurden und forderten seine umgehende Freilassung sowie ein Ende der Repressalien gegen Familienangehörige politischer Gefangener.
Wer ist Varisheh Moradi?
Varisheh Moradi ist Mitglied der Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR) und hat in Kobanê gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gekämpft. Im August 2023 wurde sie in der Nähe ihrer Geburtsstadt Sine festgenommen und zunächst Opfer eines gewaltsamen Verschwindenlassens. Monatelang war ihr Aufenthaltsort unklar.
Erst durch Recherchen des KHRN wurde bekannt, dass die 39-Jährige nach ihrer Verschleppung rund zwei Wochen vom Geheimdienst in Sine brutal gefoltert, misshandelt und verhört worden ist, bis sie in das Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran gebracht wurde. Dort hielt man sie rund fünf Monate im berüchtigten Hochsicherheitstrakt 209 fest – ebenfalls unter Folter und Misshandlungen, mit dem Ziel, sie zu brechen und ein Geständnis von ihr zu erzwingen, dass sie mit Waffengewalt für kurdische Gruppen gegen die Islamische Republik Iran gekämpft hat. Diesen Vorwurf bestreitet sie.
Im November 2024 wurde Varisheh Moradi vom Revolutionsgericht Teheran wegen angeblicher „bewaffneter Rebellion gegen den Staat“ (baghi) zum Tode verurteilt. Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Verfahren als gravierend unfair. Die gegen sie erhobenen Vorwürfe beziehen sich ausschließlich auf ihre gewaltfreie politische und zivilgesellschaftliche Arbeit. Ihr Rechtsmittel gegen das Todesurteil ist derzeit vor dem Obersten Gerichtshof anhängig.