Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert
Die im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis inhaftierte Kurdin Varisheh Moradi befindet sich in akuter Lebensgefahr. Trotz einer ärztlich dringend angeratenen Operation verweigern die iranischen Behörden ihre Verlegung in eine medizinische Einrichtung – ein Schritt, der nach Ansicht der Kampagne „No to Execution, Yes to Free Life!“ einer vorsätzlichen Gefährdung ihres Lebens gleichkommt. Die Initiative fordert die sofortige medizinische Versorgung und Freilassung Moradis und das Ende der „systematischen Verweigerung medizinischer Hilfe“, die in Iran zunehmend als Methode staatlicher Repression gegen politische Gefangene eingesetzt werde.
Moradi, eine Aktivistin der Gemeinschaft der freien Frauen von Rojhilat (KJAR), dem Dachverband der kurdischen Frauenbewegung in Ostkurdistan und Iran, wurde von der iranischen Justiz wegen „bewaffneten Aufstands“ zum Tode verurteilt. Die Verurteilung erfolgte durch das Revolutionsgericht in Teheran unter dem Vorsitz von Richter Abolqasem Salavati – berüchtigt für seine harten Urteile gegen politische Gefangene. Die Verhandlungen waren laut beobachtenden Menschenrechtsorganisationen grob unfair. Moradis Rechtsbeistand wurde der Zugang zu ihrer Akte verweigert. Eine Verteidigung war ihr nicht möglich.
Noch immer befinden sich in Moradis Körper Schrapnell-Splitter, die sie sich während ihres Einsatzes bei der Verteidigung der westkurdischen Stadt Kobanê gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zuzog. Die Splitter verursachen erhebliche körperliche Beschwerden, hinzu kommen nach Angaben von „No to Execution, Yes to Free Life!“ schwere Bandscheibenschäden an der Hals- und Lendenwirbelsäule infolge erlittener Folter. Bereits vor drei Monaten empfahlen Fachärzt:innen eine umgehende Operation – bislang ohne Reaktion der Gefängnisleitung.
Varisheh Moradi (andere Schreibweise Varishe oder Warisheh), auch bekannt als Ciwana Sine, war am 1. August 2023 im Zuge einer Polizeikontrolle in der Nähe ihrer Geburtsstadt Sine (Sanandadsch) festgenommen und zunächst Opfer eines gewaltsamen Verschwindenlassens geworden. Monatelang war ihr Aufenthaltsort unklar. Erst durch Recherchen einer NGO wurde bekannt, dass die 39-Jährige nach ihrer Festnahme zunächst wochenlang vom iranischen Geheimdienst in Sine brutal gefoltert, misshandelt und verhört worden war, bis sie nach Evin gebracht wurde. Dort hielt man sie rund fünf Monate im berüchtigten Hochsicherheitstrakt 209 fest – ebenfalls unter Folter und Misshandlungen, mit dem Ziel, sie zu brechen oder ein Geständnis von ihr zu erzwingen.