Feierlicher Empfang für Lebenslänglichen nach 30 Jahren Haft

Mehmet Çelik, der 1994 in der Türkei wegen politischer Vorwürfe zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, ist nach über 30 Jahren freigelassen worden. In seiner Heimatstadt Amed wurde er unter großer Beteiligung von Familie und Freund:innen begrüßt.

Freilassung um sechs Monate verzögert

Der politische Gefangene Mehmet Çelik ist nach über 30 Jahren in türkischer Haft aus dem Gefängnis entlassen worden. Bei seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Amed (tr. Diyarbakır) wurde der 50-Jährige von Familie, Freund:innen sowie Vertreter:innen politischer Parteien und zivilgesellschaftlicher Organisationen mit Applaus, Parolen und Blumen empfangen.

Çelik wurde am Sonntag am Busbahnhof in Amed mit Rufen wie „Bijî berxwedana zindana“ (Es lebe der Widerstand in den Gefängnissen) begrüßt. Er zeigte sich gerührt vom Empfang und bedankte sich bei allen Unterstützer:innen.

„Viele Gefangene bleiben zurück“

In einer kurzen Ansprache sagte Mehmet Çelik, er sei froh, wieder in Freiheit zu sein, wolle jedoch nicht vergessen, dass noch immer viele politische Gefangene unter schwierigen Bedingungen inhaftiert sind. Nach dem Empfang begab er sich in sein Elternhaus im Bezirk Rezan (Bağlar).

1994 als 19-Jähriger verhaftet

Mehmet Çelik war im Jahr 1994 in der südtürkischen Stadt Mersin festgenommen und später wegen angeblicher „Gefährdung der Einheit des Staates“ zu erschwerter lebenslanger Haft verurteilt worden. In den vergangenen drei Jahrzehnten wurde er in mehreren Justizvollzugsanstalten quer durch die Türkei inhaftiert – darunter in Konya, Burdur, Semsûr (Adıyaman), Bolu, Izmir, Sêwreg (Siverek) und Riha (Urfa). Zuletzt war er im Hochsicherheitsgefängnis Kandıra in Kocaeli untergebracht.

Haftentlassung zunächst verweigert

Obwohl Çeliks Entlassung laut Haftplan bereits im Dezember 2024 fällig gewesen wäre, wurde seine Freilassung um sechs Monate verzögert. Grund war seine Weigerung, eine sogenannte „Reueerklärung“ zu unterzeichnen, die in der Türkei häufig für politische Gefangene zur Bedingung gemacht wird und von Menschenrechtsorganisationen als rechtswidrige Willkürpraxis kritisiert wird.