Saddams Foltergefängnis als Mahnmal: Amna Suraka in Silêmanî

Amna Suraka, einst nach DDR-Vorbild erbaute Zentrale des irakischen Geheimdienstes unter Saddam Hussein, steht heute als Museum in Silêmanî. In seinen roten Mauern wurden tausende Kurd:innen gefoltert, vergewaltigt und ermordet.

Allgegenwärtige Wucht der Vergangenheit

Einst Zentrum staatlicher Repression, ist Amna Suraka heute eines der eindrücklichsten Mahnmale für die Gewalt des Baath-Regimes im Irak. Das ehemalige Hauptquartier der berüchtigten Geheimdienstorganisation Mukhabarat in der südkurdischen Stadt Silêmanî war unter der Führung von Saddam Husseins Cousin Ali Hassan al-Majid – bekannt als „Chemie-Ali“ – berüchtigt für systematische Folter, Vergewaltigung und Mord an politischen Gefangenen, überwiegend Kurd:innen.

Amna Suraka, wörtlich „rote Sicherheit“, verweist auf die charakteristisch roten Mauern der Anlage, die 1979 mit technischer Unterstützung der DDR errichtet wurde. Ab 1984 wurde das Gebäude vollumfänglich als Gefängnis und Folterzentrum genutzt. Es war so konstruiert, dass es einem Labyrinth glich – mit unzähligen Türen und schmalen Gängen, um Flucht unmöglich zu machen, selbst wenn jemand seine Zelle verlassen konnte.

Tausende Menschen, die sich gegen das Baath-Regime auflehnten, durchlitten hier unvorstellbares Leid; Peschmerga, Studierende, Dissident:innen. Viele überlebten die Haft nicht und wurden so für immer zum Schweigen gebracht. Für die Kurd:innen im Süden ist Amna Suraka daher bis heute ein Synonym für den Tod. Die Gräueltaten, die hinter den Mauern der roten Sicherheit stattfanden, spielten eine aktive Rolle im Versuch, die kurdische Identität auszulöschen und die Kultur zu deformieren.

1991 wurde das Gefängnis von der Peschmerga eingenommen – während des kurdischen Aufstands Raperîn. Die verbliebenen Gefangenen wurden befreit. Doch wie viele Menschen genau in Amna Suraka inhaftiert waren oder ermordet wurden, lässt sich nicht mehr rekonstruieren – viele Akten wurden bei einem Brand im Zuge der Befreiung zerstört oder bereits zuvor vom Baath-Regime vernichtet.

Heute dient Amna Suraka als Museum, als Ort kollektiver Erinnerung, als Gedenkstätte. Die erhaltenen Spuren der Gewalt, etwa Einschusslöcher in den Wänden und rekonstruierte Zellen, erinnern eindrücklich an das Unrecht der Vergangenheit und mahnen zur Wahrung von Menschenrechten und kultureller Vielfalt im Irak.

Völkermordmuseum

Das Völkermordmuseum bildet das zentrale Element der Gedenkstätte. Auf einer Fläche von 500 m² dokumentiert es die Verbrechen des Baath-Regimes an der kurdischen Bevölkerung, insbesondere während des Anfal-Genozids. In dieser Abteilung sind Berichte, persönliche Gegenstände der Opfer, sowie Nachbildungen von Folterszenen ausgestellt. Die Ausstellung ist so konzipiert, um sowohl das Ausmaß des erlittenen Leids als auch die Systematik der Gewalt zu veranschaulichen.

Peschmerga-Museum

Auf 370 m² und in 16 Räumen präsentiert dieses Museum den bewaffneten kurdischen Widerstand gegen das Regime. Es würdigt die Rolle der Peschmerga im Kampf um Autonomie und Selbstbestimmung. Ausgestellt sind Uniformen, Ausrüstungen, Fotografien und biografische Informationen gefallener Kämpfer:innen. Ein lebensgroßes Denkmal eines Peschmerga-Kämpfers verdeutlicht ihre historische Bedeutung.

Korew-Museum

Dieses Museum ist in einem früheren Ruhebereich des Geheimdienstpersonals untergebracht. Auf 190 m² widmet es sich dem Korew-Aufstand, einer wichtigen Rebellion gegen das Baath-Regime. Zu sehen sind historische Fotos, Archivmaterialien sowie Berichte über die Flucht von Millionen Kurd:innen nach Nord- und Ostkurdistan. Die Ausstellung dokumentiert exemplarisch die kollektive Mobilisierung gegen staatliche Repression.

Minen-Museum

Das Minen-Museum beleuchtet die Folgen der systematischen Verminung kurdischer Gebiete durch die irakische Armee. In dem 190 m² großen Raum werden verschiedene Typen von Landminen sowie deren Einsatzorte und Auswirkungen dokumentiert. Eine Vielzahl an Schicksalen – von Verletzungen bis hin zu Todesfällen – wird anhand persönlicher Geschichten nachvollziehbar gemacht.

Anfal-Museum

Diese 190 m² große Abteilung befasst sich ausschließlich mit der sogenannten Anfal-Kampagne, einem Völkermord, dem rund 180.000 Kurd:innen sowie Angehörige der aramäischen, assyrischen und chaldäischen Minderheiten zum Opfer fielen. Die Ausstellung umfasst Namenslisten von Ermordeten, Auszüge aus Gerichtsakten und Fundstücke aus Massengräbern. Der Raum vermittelt die Dimension und Grausamkeit der Vernichtungspolitik unter Saddam Hussein.

Museum der Gefallenen im Kampf gegen den IS

Dieses Museum dokumentiert den jüngeren Widerstand gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Auf 190 m² sind Porträts und persönliche Gegenstände kurdischer Kämpfer:innen aus allen vier Teilen Kurdistans ausgestellt, die im Kampf gegen den IS gefallen sind. Auch Beutestücke der Terroristen sowie Bilder von Frontlinien verdeutlichen die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit dieser Auseinandersetzung.

Gefängnismuseum (Xweragirî)

Der frühere Verhör- und Zellentrakt wurde in ein eindrückliches Museum umgewandelt. Auf 320 m², verteilt auf sieben Räume, sind originale Zellen, Folterinstrumente und Inschriften der Häftlinge zu sehen. Die Ausstellung schafft ein bedrückend authentisches Bild der Haftbedingungen, in denen viele politische Gefangene litten oder starben.

Kurdisches Kulturmuseum

In dieser 350 m² großen Abteilung wird die kulturelle Vielfalt Kurdistans ausgestellt. Zu sehen sind traditionelle Trachten, Musikinstrumente und Alltagsgegenstände. Der Bereich unterstreicht die Bedeutung kultureller Identität als Form des Widerstands und der Selbstbehauptung in Zeiten staatlicher Unterdrückung.

Historisches Gefängnismuseum

Einer der brutalsten Abschnitte der Anlage. Hier sind die ehemaligen Trakte für Männer, Frauen und Kinder erhalten geblieben – inklusive Einzelzellen und Folterkammern. In Wänden eingeritzte Inschriften von Gefangenen zeugen von ihren letzten Hoffnungen. Nachbildungen von Folterszenen verdeutlichen die systematische Gewaltanwendung.

Spiegel-Museum

Ein besonderer Gedenkort innerhalb der Gedenkstätte ist das sogenannte Spiegel-Museum: Ein Tunnel von 57 Metern Länge, dessen Wände mit über 182.000 Spiegelstücken verkleidet sind – stellvertretend für die während des Anfal-Genozids getöteten Menschen. Die Decke ist mit 5.000 Lichtern versehen, eine symbolische Anspielung auf die Opfer des Giftgasangriffs von Helebce (Halabdscha).