Frieden bedeutet Aufklärung und Gerechtigkeit
In Istanbul wurde der kurdischen Geschäftsleute Savaş Buldan, Hacı Karay und Adnan Yıldırım gedacht, die am 3. Juni 1994 von der türkischen Polizei verschleppt, gefoltert und erschossen wurden. Die Gedenkveranstaltung zum 31. Jahrestag der Morde fand am Grab von Savaş Buldan auf dem Avcılar-Friedhof statt und wurde von zahlreichen Menschen begleitet. An dem Gedenken nahmen auch der DEM-Vorsitzende Tuncer Bakırhan sowie Vertreter:innen politischer Parteien, zivilgesellschaftlicher Organisationen und Initiativen teil. Zu Beginn wurde eine Schweigeminute für die Getöteten abgehalten.
Kritik an Straflosigkeit
Die DEM-Abgeordnete Pervin Buldan, Ehefrau von Savaş Buldan, dankte allen, die die Betroffenen in ihrem jahrzehntelangen Kampf nicht allein gelassen haben. Sie betonte, dass die Morde bis heute straflos geblieben sind. Die Namen von Savaş Buldan, Hacı Karay und Adnan Yıldırım standen auf einer Todesliste des tiefen Staates. Aufgeführt waren Geschäftsleute, die den kurdischen Befreiungskampf untersützten.
„Diese drei Menschen wurden mitten in Istanbul von Männern mit Polizeiausweisen und Waffen gefoltert und ermordet. Ihr einziges Vergehen war, Kurden zu sein – sie waren demokratisch, patriotisch und ihrem Volk verbunden. Die Täter haben ihre Identität nie verborgen – der Staat stand hinter ihnen. Manche von ihnen wurden später als Helden gefeiert und freigesprochen.“
Buldan, die am Tag der Ermordung ihres Mannes ihre Tochter Zelal zur Welt brachte, sagte weiter: „Wie sollen wir diesen Schmerz vergessen? Wie sollen wir Frieden finden, wenn die Täter nie vor Gericht standen? Diese Menschen haben uns ein großes Erbe hinterlassen – das Erbe eines würdevollen kurdischen Kampfes. Wir werden sie nicht vergessen.“
Frieden bedeutet Aufklärung und Gerechtigkeit
Sie verwies zudem auf den kürzlich verstorbenen Abgeordneten Sırrı Süreyya Önder: „Das Vermächtnis des Friedens, das er hinterließ, widmen wir heute allen, die durch politische Morde von uns genommen wurden. Ein würdevoller Frieden ist nur möglich durch Wahrheit und Gerechtigkeit. Nur wenn wir einander auf Augenhöhe begegnen und uns der Vergangenheit stellen, kann es echte Vergebung geben.“
Auch Buldans Parteikollege Tuncer Bakırhan rief zur juristischen Aufarbeitung der politischen Morde der 1990er Jahre auf. „Hacı Karay, Adnan Yıldırım und Savaş Buldan waren drei von Tausenden, die durch staatlich gedeckte Täter ermordet wurden. Die Verantwortlichen müssen vor Gericht gebracht werden. Frieden bedeutet nicht, die Vergangenheit zu vergessen. Frieden heißt, sich der Vergangenheit zu stellen.“
Bakırhan erinnerte an die Aussagen des ehemaligen Innenministers Mehmet Ağar, der öffentlich erklärte, „tausende Morde im Namen des Staates“ begangen zu haben, jedoch nie dafür verurteilt wurde. Auch die Tötungen von Buldan und seinen Freunden soll er in Auftrag gegeben haben. „Solange die Mörder unserer Gefährt:innen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, geht unser Kampf weiter. Wir versprechen eine Zukunft, in der niemand wie Zelal ohne Vater aufwachsen muss – eine Zukunft in Würde, mit der eigenen Sprache und Identität.“