Şengal: MXDŞ überreicht Dossier an EU-Delegation
Der Demokratische Autonomierat von Şengal (MXDŞ) hat bei einem Treffen mit einer Delegation des Europäischen Parlaments ein umfassendes Dossier über die aktuelle Situation in der Region vorgelegt.
Der Demokratische Autonomierat von Şengal (MXDŞ) hat bei einem Treffen mit einer Delegation des Europäischen Parlaments ein umfassendes Dossier über die aktuelle Situation in der Region vorgelegt.
Eine Delegation des Europäischen Parlaments und der DEM-Partei besucht aktuell Südkurdistan (Nordirak) zu einer Reihe von Gesprächen in der Region. Sie traf am Mittwoch mit dem Demokratischen Autonomierat von Şengal (MXDŞ) zusammen. Der Besuch soll die Aufmerksamkeit der europäischen Öffentlichkeit auf die Herausforderungen lenken, mit denen die ezidische Gemeinschaft konfrontiert ist, und die internationale Sichtbarkeit der autonomen Verwaltung von Şengal erhöhen.
Die Delegation besteht aus Martin Schirdewan, Mitglied des Europäischen Parlaments und Ko-Vorsitzender der Fraktion Die Linke; Nora Friese-Wendenburg, Assistentin von Martin Schirdewan; Philip Degenhard, Vizepräsident der Rosa-Luxemburg-Stiftung; Faik Yağızay, Straßburger Vertreter der Partei DEM; Dr. Sarah Glynn, Beraterin von Faik Yağızay.
Unterstützung erbeten
Das Treffen, das für die Presse nicht zugänglich war, dauerte etwa eine Stunde. Berichten zufolge legte die Autonomieverwaltung der Delegation ein elfseitiges Dokument vor, das Informationen über die Geschichte, historische wie aktuelle Herausforderungen der ezidischen Bevölkerung und über das in Şengal umgesetzte Modell der Selbstverwaltung enthält.
Verwaltungsbeamt:innen der autonomen Administration des ezidischen Siedlungsgebiets baten die Delegation, dieses Thema auf die Tagesordnung des Europäischen Parlaments zu setzen. Sie baten auch darum, internationalen Druck auf die irakische Regierung auszuüben, damit diese die Rechte der ezidischen Gemeinschaft anerkennt.
Die Region Şengal (andere Schreibweisen: Shingal, Sindschar oder Sinjar; in Südkurdistan, Nordirak) ist das letzte zusammenhängende Siedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft. Beim Überfall und folgenden Genozid-Feminizid des selbsternannten Islamischen Staats (IS) auf Şengal am 3. August 2014 wurden Tausende von Ezid:innen ermordet und Tausende von Frauen und Kindern gefangen genommen.
Während der IS in Şengal seinen Genozid und Feminizid begann, zogen die Peschmerga der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) ab und ließen die Bevölkerung schutzlos zurück. Guerilla-Einheiten der HPG (Volksverteidigungskräfte) und der YJA Star (Verbände freier Frauen) sowie Kämpfer:innen der YPG (Volksverteidigungseinheiten) und der YPJ (Frauenverteidigungseinheiten) kamen dem ezidischen Volk angesichts der akuten Massaker zu Hilfe.
Nach monatelangen Kämpfen konnte Şengal-Stadt am 13. November 2015 befreit werden, nach und nach die gesamte Region. Im Jahr 2017 zogen sich die HPG, YJA Star, YPG und YPJ daraufhin wieder zurück. Auch als Reaktion auf den Überfall und den folgenden Genozid-Feminizid gründete die ezidische Bevölkerung Şengals sowohl selbstverwaltete Institutionen als auch eigenständige Selbst- und Frauenverteidigungseinheiten (YBŞ und YJŞ).
Das Schicksal Tausender Ezid:innen, insbesondere von Frauen, ist nach wie vor unbekannt. Viele von ihnen wurden auf Sklavenmärkten verkauft, die vom IS in Städten wie Raqqa, Mûsil (Mosul), Deir ez-Zor und Al-Bukamal eingerichtet wurden. Tausende von ihnen konnten durch den Einsatz der QSD bisher befreit und wieder mit ihren Familien in Şengal zusammengeführt werden. Wiederum Tausende gelten bis heute noch als verschollen.