Nach dem angekündigten Rückzug der PKK aus dem bewaffneten Kampf hat Mehmet Emin Kılıç, Ko-Vorsitzender des Solidaritätsvereins MEBYA-DER, der sich um Menschen kümmert, die Angehörige im kurdischen Befreiungskampf verloren haben, die türkische Regierung zum Handeln aufgefordert. Gegenüber ANF kritisierte Kılıç die bislang ausgebliebene Reaktion auf das Friedenssignal aus der kurdischen Bewegung – insbesondere auf den Aufruf von PKK-Begründer Abdullah Öcalan zu Frieden und demokratischer Gesellschaft.
„Kurd:innen zeigen Bereitschaft – Staat bleibt untätig“
Kılıç betonte, dass die kurdische Seite erneut ihre Dialogbereitschaft unter Beweis gestellt habe, während von staatlicher Seite bislang keine ernsthaften Schritte erfolgt seien. „Seit jeher ist es nicht die kurdische Bewegung, die den Krieg sucht. Der bewaffnete Widerstand war eine Reaktion auf jahrzehntelange Unterdrückung“, so Kılıç.
Der Ko-Vorsitzende verwies darauf, dass trotz anhaltender Repression große Teile der kurdischen Bevölkerung den Friedensprozess unterstützten: „Die Menschen wollen einen Ausweg aus dem Kreislauf der Gewalt. Sie nehmen den Friedensaufruf ernst – auch wenn sie selbst Leidtragende dieses Konflikts sind.“
Warnung vor einem vertanen Moment
Kılıç sieht im gegenwärtigen Moment eine historische Chance, um mit einem ernsthaften Friedensprozess zu beginnen. Die Voraussetzung dafür sei jedoch, dass der türkische Staat „mutige und glaubwürdige Schritte“ unternehme. „Wenn diese Chance nicht genutzt wird, droht eine weitere Eskalation. Der Preis wäre erneut hoch – für alle Seiten“, warnte Kılıç.
Er erinnerte daran, dass Abdullah Öcalan bereits 1993 zum Dialog aufgerufen hatte. „Hätte man damals seine Hand angenommen, wären viele Opfer vermieden worden“, so Kılıç. Mit Blick auf die aktuelle Lage sagte er: „Die PKK hat – trotz Angriffen – eine klare Entscheidung getroffen. Jetzt liegt es am Staat. Worauf wartet er noch?“