„Status für Kurdisch – Kurdisch als Bildungssprache“
Unter dem Motto „Status für Kurdisch – Kurdisch als Bildungssprache“ haben am Sonntag etwas verspätet in mehreren Städten Veranstaltungen anlässlich des am 15. Mai begangenen Tages der kurdischen Sprache stattgefunden. Zivilgesellschaftliche Organisationen, Künstler:innen und Politiker:innen forderten die offizielle Anerkennung des Kurdischen als Bildungssprache und die Aufhebung aller Einschränkungen im öffentlichen Gebrauch.
Demonstration in Cizîr
In Cizîr (tr. Cizre) in der Provinz Şirnex (Şırnak) veranstalteten die Vereine Birca Belek und Cûdî-Der einen Demonstrationszug zur historischen Medrese von Feqiyê Teyran – begleitet von hunderten Teilnehmer:innen, darunter Mitglieder der Parteien DEM und DBP, Aktivistinnen von Fraueninitiativen wie der TJA und der Friedensmütter, sowie Handelnde aus Gewerkschaft und Gefangenensolidarität.

Vor dem Gebäude erklärte Heval Dilbahar, Ko-Sprecher der Kommission für Sprache und Kultur der DEM-Partei: „Wir werden die kurdische Sprache nicht der Gnade der Besatzungsmächte überlassen.“ Evin Kulja, Ko-Vorsitzende von Cûdî-Der, bezog sich in ihrer Rede auf Aussagen des inhaftierten kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan: „Die Muttersprache ist so lebensnotwendig wie Wasser und Brot. Wer seine Sprache verliert, verliert seine Menschlichkeit.“
Kulja formulierte zudem konkrete Forderungen:
▪ Verfassungsmäßige Anerkennung des Kurdischen als offizielle Sprache,
▪ Kurdisch als Unterrichtssprache von der Vorschule bis zur Universität,
▪ Aufhebung aller rechtlichen und praktischen Einschränkungen,
▪ Rückkehr zu historischen Orts- und Flurnamen in kurdischer Sprache.
Die DEM-Abgeordnete Newroz Uysal Aslan betonte, dass diese Forderungen Grundlage für eine gerechte Gesellschaft seien. Die Demonstration endete mit traditionellen kurdischen Tänzen.

Amed: Kurdisch für die nächste Generation
In der Provinz Amed (Diyarbakır) organisierte der Verein MED-DER zusammen mit der Stadtverwaltung von Pîran (Dicle) eine kulturelle Veranstaltung im Dorf Himbêl. Kinder lernten dort spielerisch das kurdische Alphabet, sangen Lieder und nahmen an Malaktionen teil. Im Anschluss fand ein Gespräch mit Frauen aus der Region über ihre Sorgen und den Stellenwert der Sprache statt. Der Tenor: „Wenn die Kinder ihre Muttersprache lernen, bewahren wir nicht nur Worte, sondern auch unsere Identität“, erklärte eine Organisatorin. Die Veranstaltung endete mit Musik und Tanz.
Istanbul: Trotz Regen – Kultur als Widerstand
Auch in Istanbul wurde der Sprachentag mit einem Kulturfest im Yoğurtçu-Park in Kadıköy begangen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Kulturverein Navenda Çanda Mezopotamyayê (NÇM), dem Verein für kurdische Studien und der Musikschule Egîdî Cimo.
Trotz strömenden Regens tanzten viele Teilnehmer:innen zu kurdischer Musik. Auf Bannern war zu lesen: „Unsere Sprache ist unsere Existenz“ und „Status für Kurdisch – Bildung auf Kurdisch“.

In Redebeiträgen forderten Remziye Alparslan vom Sprachenverein und Mizgîn Duruk vom NÇM mehr staatliche Anerkennung für das Kurdische. „Unsere Sprache ist unsere Identität“, sagte Duruk. Die DEM-Abgeordnete Sümeyye Boz bekräftigte: „Wir kämpfen auf politischer Ebene für die offizielle Anerkennung des Kurdischen.“
Zum Abschluss traten mehrere kurdische Musikgruppen und Dengbêj-Künstler:innen auf. Gezeigt wurde auch der Kurzfilm „Çerx“.