TAJÊ fordert UN-Anerkennung von Tötung ezidischer Frauen

Im Juni 2016 hat der sogenannte IS in Mossul 19 gefangene Ezidinnen erst zur Schau gestellt, dann bei lebendigem Leib verbrannt. Die ezidische Frauenbewegung TAJÊ fordert von den UN die Aufklärung des Verbrechens und die Einstufung als Feminizid.

Kriegsverbrechen als Feminizid benennen

Die Diplomatiekommission der ezidischen Frauenbefreiungsbewegung TAJÊ hat sich mit einem Schreiben an die Vereinten Nationen und irakische Regierungsstellen gewandt, um die Anerkennung eines grausamen Verbrechens aus dem Jahr 2016 als Feminizid zu fordern. Es geht um 19 Ezidinnen, die in der nordirakischen Stadt Mossul von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) bei lebendigem Leib verbrannt worden sein sollen.

In dem Brief, der unter anderem an UN-Generalsekretär António Guterres, die UN-Frauenbeauftragte Sima Bahous, das UN-Büro für Frauenfragen in Genf sowie an den irakischen Präsidenten Abdullatif Raschid und hochrangige Regierungsbeamte gerichtet ist, fordert die TAJÊ die Aufklärung des Verbrechens und die offizielle Anerkennung der Tat als gezielte Gewalt gegen Frauen.

„Ein ungesühntes Verbrechen“

Der Mehrfachmord sei im Juni 2016 während des islamischen Fastenmonats Ramadan verübt worden. Der selbsternannte IS habe die gefangenen Ezidinnen in Mossul erst öffentlich zur Schau gestellt, dann in Metallkäfigen getötet – vor den Augen zahlreicher Menschen. Die aus dem Şengal verschleppten Frauen hatten sich laut der TAJÊ geweigert, ihren ezidischen Glauben aufzugeben, sich der IS-Ideologie zu unterwerfen oder ein Leben als Sklavin zu akzeptieren.

Die TAJÊ beruft sich dabei auf mehrere internationale und regionale Medienberichte aus dem Jahr 2016 sowie auf Aussagen von Zeug:innen, die die Tat bestätigen. Dennoch sei das Verbrechen bis heute nicht untersucht worden. Die Identitäten der getöteten Frauen seien bislang nicht geklärt, und es gebe keine offiziellen Ermittlungen durch irakische Behörden oder internationale Institutionen.

Der Völkermord an den Ezid:innen

Das Massaker in Mossul steht im Kontext des IS-Überfalls auf die ezidische Gemeinschaft Şengals im August 2014, der von den Vereinten Nationen als Völkermord eingestuft wurde. Tausende Ezid:innen wurden getötet oder verschleppt, darunter vor allem Frauen und Mädchen. Viele von ihnen wurden in IS-Gebieten wie Mossul und Raqqa als Sklavinnen gehalten, verkauft, vergewaltigt oder zwangsverheiratet.

Forderungen an die Staatengemeinschaft

Die TAJÊ ruft die internationale Gemeinschaft, Menschenrechtsorganisationen und Frauenverbände dazu auf, nicht länger zu schweigen. In dem Schreiben heißt es: „Diese barbarische Tat ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die systematische Gewalt gegen ezidische Frauen muss als das benannt werden, was sie ist: ein gezielter Feminizid.“

Die Organisation fordert unter anderem:

▪ Eine internationale Untersuchung der Morde von 2016 in Mossul,

▪ Die öffentliche Identifizierung der 19 Opfer,

▪ Die Anerkennung der Tat als geschlechtsspezifisches Kriegsverbrechen und Feminizid,

▪ Die Aufnahme des Falls in bestehende Gremien und Gerichtsverfahren zu IS-Verbrechen.

Bis heute gelten Tausende ezidische Frauen und Kinder als vermisst. Viele Familien warten weiterhin auf Aufklärung und Gerechtigkeit.