Israelischer Angriff trifft Ziele in Iran – Teheran kündigt Vergeltung an

Nach einem nächtlichen Angriff Israels auf iranisches Territorium spitzt sich die Lage im Nahen Osten weiter zu. Mehrere hochrangige iranische Militärs und Wissenschaftler sollen getötet worden sein. Teheran kündigt eine umfassende Antwort an.

Israel greift Iran an

In der Nacht zu Freitag hat das israelische Militär Ziele in Iran angegriffen. Der Angriff richtete sich unter anderem gegen militärische Einrichtungen sowie mutmaßliche Standorte des iranischen Atomprogramms. Bei dem Angriff wurden nach Angaben iranischer Staatsmedien mehrere hochrangige Militärs sowie bekannte Nuklearwissenschaftler getötet. Teheran drohte mit umfassender Vergeltung.

Laut iranischen Quellen wurde das Hauptquartier der Revolutionsgarde in Teheran getroffen. Dabei kamen unter anderem Generalmajor Hossein Salami, einer der einflussreichsten Kommandeure der Elitestreitkräfte, sowie Generalstabschef Mohammed Bagheri ums Leben. Auch mehrere ranghohe Offiziere sollen getötet worden sein. Zudem bestätigten iranische Stellen den Tod von mindestens vier Atomwissenschaftlern, darunter Mohammed Mehdi Teherantschi und Feredun Abbasi-Dawani.

Iran: Angriff bleibt nicht unbeantwortet

Die Regierung in Teheran reagierte mit scharfer Rhetorik. In einer offiziellen Stellungnahme der Armee hieß es, man werde auf den „Aggressionsakt“ ohne Einschränkungen antworten. Der Angriff werde „nicht unbeantwortet bleiben“, betonte auch der oberste religiöse Führer Ayatollah Ali Chamenei. Als Reaktion schloss Iran seinen Luftraum, auch der internationale Flughafen in Teheran stellte den Betrieb vorübergehend ein.

Israel erklärte, es habe sich bei dem Luftschlag um eine gezielte Militäroperation gehandelt, um eine existenzielle Bedrohung durch das iranische Atomprogramm abzuwehren. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte in einer Fernsehansprache, die Operation werde „so lange fortgesetzt, bis die Gefahr beseitigt ist“. Das Verteidigungsministerium sprach von einem „präventiven Einsatz“. Israelischen Angaben zufolge seien dabei zahlreiche Einrichtungen zur Urananreicherung sowie Teile der Luftabwehr im Westen des Iran – und damit möglicherweise in Ostkurdistan – zerstört worden.

Das israelische Militär versetzte sich in höchste Alarmbereitschaft. Aus Angst vor möglichen Vergeltungsangriffen blieben Schulen und viele öffentliche Einrichtungen geschlossen. In Krankenhäusern wurden unterirdische Behandlungsräume vorbereitet. Auch bei diplomatischen Vertretungen Israels im Ausland wurden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.

Zwischenfälle im Luftraum Syriens und Jordaniens

Unterdessen wurden aus Syrien und Jordanien Zwischenfälle im Luftraum gemeldet. Israelische Kampfjets sollen iranische Drohnen abgeschossen haben, die aus Richtung Syrien gekommen seien. Jordanien berichtete ebenfalls von abgefangenen Flugobjekten. Der Irak und Jordanien hatten zuvor ihren Luftraum vorsorglich gesperrt.

Internationale Akteure rufen zur Deeskalation auf

International gab es zahlreiche Reaktionen. Während die Vereinigten Staaten erklärten, sie seien nicht in die Operation eingebunden gewesen, und US-Präsident Donald Trump betonte, er hoffe, dass Iran nach den israelischen Angriffen an den Verhandlungstisch zurückkehren werde, forderten die Vereinten Nationen beide Seiten zur Deeskalation auf. UNO-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer weiteren Zuspitzung der Lage in der Region.

China und Russland äußerten sich kritisch, ebenso wie mehrere Staaten des Nahen Ostens, darunter Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei. Ankara sprach von einer „Provokation, die Israels strategischer Politik der Destabilisierung in der Region dient“. Die mit dem Iran verbündete jemenitische Huthi-Miliz drohte mit Konsequenzen.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zeigte sich alarmiert, meldete jedoch zunächst keine Hinweise auf erhöhte Strahlenwerte an den betroffenen Standorten. Die Anlagen in Natans und Fordo gelten als Schlüsselorte im iranischen Atomprogramm. Israel behauptete, bei dem Einsatz insbesondere die Urananreicherung in Natans erheblich beschädigt zu haben.

Teheran wirft Washington unterdessen vor, den Angriff zumindest indirekt ermöglicht zu haben. Das Außenministerium erklärte, ein solcher Einsatz wäre ohne das Wissen oder die Billigung der Vereinigten Staaten nicht möglich gewesen. Die US-Regierung wies die Vorwürfe zurück und erklärte, ihre Priorität liege im Schutz der eigenen Truppen und Einrichtungen in der Region.

Neuer Krieg in Nahost?

Hintergrund der Eskalation ist die langjährige Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran um das dortige Atomprogramm sowie die Rolle Teherans in der Region. Der jüngste Schlagabtausch folgt auf eine Reihe gegenseitiger Angriffe, die seit dem Hamas-Angriff auf Israel im Oktober 2023 in immer kürzeren Abständen erfolgen.