Behrouz Boochani erhält Asyl in Neuseeland

Über sechs Jahre saß der kurdische Journalist und Schriftsteller Behrouz Boochani in australischer Einwanderungshaft auf einer kleinen Insel im Pazifik. Jetzt hat er Asyl in Neuseeland erhalten.

Nach Jahren in australischer Einwanderungshaft in einem Internierungslager auf einer Pazifikinsel hat der kurdische Journalist und Schriftsteller Behrouz Boochani in Neuseeland Asyl erhalten. Der aus Îlam in Ostkurdistan (Rojhilat/Iran) stammende Menschenrechtsaktivist erhielt die Botschaft der Regierung in Wellington am Donnerstag, seinem 37. Geburtstag.

„Ich bin sehr glücklich, endlich etwas Sicherheit über meine Zukunft zu haben. Ich fühle mich erleichtert und endlich sicher“, sagte Boochani der Zeitung „The Guardian“. Der frühere Lehrer für die kurdische Sprache und Literatur und Aktivist der kurdischen Studierendenbewegung war im Iran Mitbegründer und Herausgeber der kurdischsprachigen Literaturzeitschrift Werya. Im Februar 2013 überfielen Einheiten der paramilitärischen Revolutionsgarden die Büros des Magazins in Îlam und verhafteten elf seiner Kolleg*innen. Er konnte sich zunächst drei Monate lang verstecken, bis er schließlich im Mai das Land Richtung Indonesien verließ. Bei seinem Versuch, von dort aus Australien zu erreichen, wurde Boochanis Boot von einem australischen Kriegsschiff abgefangen. Nach einigen Wochen Haft auf der Weihnachtsinsel wurde er im August 2013 in das Gefängnis von Manus Island überstellt.

Seit Anfang 2013 hatte Australien nach einer mehrjährigen Pause wieder Geflüchtete, die auf dem Seeweg versuchten das Land zu erreichen, in das Internierungslager abgeschoben. Die Insel im Pazifik - einst in deutschem, später in australischem Kolonialbesitz - gehört heute zu Papua-Neuguinea. Die Bedingungen dort werden von Ärzten und Flüchtlingshelfern als menschenrechtswidrig angeprangert. Immer wieder drangen schreckliche Geschichten aus dem Gefängnis an die Öffentlichkeit - Berichte über Gewalt und sexuellen Missbrauch durch das Sicherheitspersonal, schockierende hygienische Zustände, Mangel an Essen und medizinischer Versorgung.

Viele dieser Berichte wurden von Behrouz Boochani geschrieben. In Gefangenschaft wurde er zu einem wichtigen Zeugen der menschenrechtswidrigen Flüchtlingspolitik Australiens und Sprecher der Lagerinsassen auf Manus. Zudem schrieb er Gedichte und das bereits preisgekrönte Buch „Kein Freund außer den Bergen“ („No Friend But the Mountains: Writing from Manus Prison”) über seine Zeit in Manus Island. Der Dokumentarfilm „Chauka, Please Tell Us the Time“ beruht auf Smartphone-Aufnahmen Boochanis aus dem Internierungslager. Nach sechs Jahren konnte er Ende 2019 endlich nach Neuseeland ausreisen.

„Heute feiern wir Neuseeland als einen Ort, an dem Fairness und Mitgefühl vorherrschen“, teilte die Green Party des Landes mit, nachdem Boochani vergangene Woche der Flüchtlingsstatus zugesprochen wurde. „Menschen, die aufgrund ihrer Religion, Rasse und ihres politischen Aktivismus Folter und Verfolgung entkommen, verdienen einen Ort, den sie ihr Zuhause nennen können“ sagte die Sprecherin für Menschenrechte und Einwanderung, Golriz Ghahraman. Die Politikerin, die früher als Anwältin für die UNO arbeitete, kam als Flüchtlingskind aus dem Iran und ist die erste Abgeordnete im neuseeländischen Parlament mit einem Geflüchtetenstatus.