Celle: Veranstaltungen zu Zwangsarbeit bei Rheinmetall
Das Bunte Haus in Celle lädt im Juli zu Veranstaltungen unter dem Thema „Zwangsarbeit im Faschismus am Beispiel Rheinmetall in Unterlüß“ ein.
Das Bunte Haus in Celle lädt im Juli zu Veranstaltungen unter dem Thema „Zwangsarbeit im Faschismus am Beispiel Rheinmetall in Unterlüß“ ein.
Im selbstverwalteten Bunten Haus im niedersächsischen Celle finden im Juli Veranstaltungen zum Thema „Zwangsarbeit im Faschismus am Beispiel Rheinmetall in Unterlüß“ statt. Der erste Termin ist am 2. Juli mit der Infoveranstaltung „Das System der Zwangsarbeit”. Am gleichen Tag wird die Ausstellung „Zwangsarbeit bei Rheinmetall – Der Weg der Erinnerung“ eröffnet, die bis zum 19. Juli täglich zwischen 16 und 19.00 Uhr besucht werden kann. Die Ausstellung entstand nach dem antimilitaristischem Camp des Bündnisses „Rheinmetall entwaffnen” in Unterlüß 2019. Die zweite Veranstaltung findet am 19. Juli statt. Thema ist „KZ-Häftlinge und Kriegsende”.
Rüstungsstandort der Firma Rheinmetall in Unterlüß
Im kleinen Ort Unterlüß, zwischen Celle und Uelzen gelegen, war in den Kriegsjahren 1939–1945 der ganze „Kosmos“ betrieblicher Zwangsarbeit zu finden. Lager für Arbeiter:innen aus verschiedenen Ländern, je nach rassistischer Einordnung mit unterschiedlichem Status, Kriegsgefangene, ein Säuglingsheim, ein Arbeits- und Erziehungslager (AEL) der Gestapo und ein Außenlager des Konzentrationslagers Bergen-Belsen.
Am Beispiel des Rheinmetallwerks werden zwei Veranstaltungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der betroffenen Menschen eingehen und die Organisation der Zwangsarbeit deutlich machen. Dafür kommen durch Zitate möglichst oft die Überlebenden selbst zu Wort. Die Strukturen und Abläufe im System der Zwangsarbeit hatten ein strenges Regelwerk von Verordnungen und Erlassen. Die ausführenden Institutionen waren immer die gleichen. So ist es möglich, an einem konkreten Beispiel einen Blick auf das ganze System der Ausbeutung und Vernichtung zu werfen.
Ausstellung „Zwangsarbeit bei Rheinmetall – Der Weg der Erinnerung“
Die Ausstellung „Zwangsarbeit bei Rheinmetall – Der Weg der Erinnerung“ entstand nach dem antimilitaristischen Camp in Unterlüß 2019 des Bündnisses „Rheinmetall entwaffnen". Auf diesem wurde mit Veranstaltungen, einem Gedenken am Standort des KZ-Außenlagers und dem Markieren des Weges, den die Häftlinge damals ins Werk zurücklegen mussten, an die Geschichte der Zwangsarbeit im Ort erinnert. Die Ausstellung dokumentiert dies und liefert Hintergrundinformationen. Schwerpunkt dabei sind das KZ-Außenlager und Stimmen von Überlebenden. Weitere Themen sind die anderen Lager in Unterlüß, der Widerstand von Zwangsarbeiter:innen und die verweigerte Entschädigung durch die Konzerne.
Die Ausstellung ist täglich zwischen 16 und 19 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten auf Anfrage an: [email protected]
Freitag, 2. Juli, 19 Uhr, Veranstaltung 1: Das System der Zwangsarbeit
Tausende zivile Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene arbeiteten am Rüstungsstandort Unterlüß. Je nach Status waren ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen sehr unterschiedlich. Sie wurden angeworben, dienstverpflichtet oder zwangsrekrutiert und deportiert. Neben der Stigmatisierung von jüdischen Menschen in der Öffentlichkeit durch den gelben Stern gab es das „P“ und das „Ost“-Abzeichen für polnische und russische Arbeiter:innen. Ideologisch und praktisch waren der Arbeitseinsatz der sogenannten Ostarbeiter:innen und sowjetischen Kriegsgefangenen nicht vom Vernichtungskrieg im Osten zu trennen. Das dem Werk angeschlossene Arbeits- und Erziehungslager (AEL) und das Säuglingsheim waren tödliche Institutionen der Zwangsarbeit.
Montag, 19. Juli, 19 Uhr, Veranstaltung 2: KZ-Häftlinge und Kriegsende
Das sogenannte „Tannenberglager“ in Altensothrieth/Unterlüß war eines von drei KZ-Außenlagern von Bergen-Belsen. Reichsweit mussten in bis zu 1000 Außenlagern Häftlinge überwiegend für die Rüstungsindustrie arbeiten. Die Sterblichkeit war enorm hoch. Unterernährte und auch sonst kaum versorgte Gefangene mussten schwerste Arbeiten verrichten. Im Lager von Rheinmetall war die jüngste zwölf Jahre alt. Neben den Berichten der Überlebenden dieses Lagers wird die Organisation der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen durch SS und Betriebe zur Sprache kommen. Auch wird über den Weg der jüdischen Gefangenen berichtet: Die Deportation aus den Ghettos, die Selektion in Auschwitz, bis an die Werkbänke des Rheinmetallwerkes. Der zweite Teil dieses Abends schildert die Geschehnisse zu Kriegsende in Unterlüß.
Die Veranstaltungen finden nach aktuellen Corona-Verordnungen statt, Anmeldungen sind nicht nötig.
Mehr Infos:
https://weg-der-erinnerung.solikom.de
https://rheinmetall-entwaffnen.noblogs.org