„Rheinmetall Entwaffnen“: Ein Rückblick

Ein gelungener Dreiklang aus Austausch, Blockade-Aktionen und Demonstration: Das „Rheinmetall Entwaffnen“-Bündnis blickt auf eine ereignisreiche Woche im niedersächsischen Unterlüß zurück.

Vom 1.-8. September fand am Produktionsstandort des Waffenherstellers Rheinmetall in Unterlüß das „Rheinmetall Entwaffnen“-Camp statt, an dem sich über 300 Menschen beteiligten.

Am Antikriegstag startete die Woche mit einem Antikriegs-Café, zu dem Menschen aus der Region eingeladen wurden. Am Abend ging es um Gedenken und Erinnerung. In den weiteren Tagen fanden Workshops und Diskussionen zur Geschichte der militarisierten Region der Lüneburger Heide und des Konzerns Rheinmetall im deutschen Faschismus bis heute, die Rolle von Rheinmetall und der Bundesrepublik in aktuellen Kriegen und dem tödlichen europäischen Grenzregime statt. Auch ökologische Faktoren von Krieg, feministische Perspektiven auf eine Antikriegsbewegung und der Blick auf gesellschaftliche Lösungskonzepte jenseits von Unterdrückung und Herrschaft wurden diskutiert. Im gemeinsamen Leben auf dem Camp und in Diskussionen wurden Formen eines solidarischen und friedlichen Zusammenlebens miteinander entwickelt.

Mit dem System weißer und männlicher Herrschaft brechen

„Mir ist klar geworden, dass wir ganz grundlegend mit diesem System weißer und männlicher Herrschaft und Unterdrückung brechen müssen. Wir wollen eine vielfältige Welt, in der sich alle Menschen einbringen können, Gehör finden und in Frieden füreinander einstehen. Der Weg dorthin braucht eine stabile feministische Basis!“, so Clara Behrens, eine Teilnehmerin des Camps.

Straße der Erinnerung

Mit der Aktion „Straße der Erinnerung“ wurde eine Initiative zur Gedenkkultur an die 900 ungarischen jüdischen Zwangsarbeiterinnen aus dem Tannenberglager gestartet. Damit sollte die Geschichte dieser KZ-Außenstelle ebenso wie die der tausenden anderen Zwangsarbeiterinnen für Rheinmetall im Faschismus sichtbar gemacht werden. Erschreckenderweise wurden angebrachte Markierungen und Erinnerungsplakate in den darauffolgenden Nächten mutwillig zerstört.

29 Stunden Blockade

Ab dem 5. September gab es über 29 Stunden verschiedene Blockadeaktionen, mit denen die Zufahrten zu Rheinmetall versperrt und die Produktion der tödlichen Waren massiv gestört wurde. Große Sitzblockaden, Ankettungs- und Kletteraktionen machten die Straßen dicht und wurden von Barrikaden auf Waldwegen ergänzt. „Wir sehen uns gezwungen direkt einzugreifen, weil Appelle an die Regierung nichts verändert haben und Waffen aus Deutschland weiter weltweit morden – beispielsweise in Syrien oder im Jemen“, erklärte die Pressesprecherin Ulli Becker dazu.

600 Menschen auf Demonstration

Auch die Demonstration am 7. September mit über 600 Teilnehmenden war ein starker gemeinsamer Ausdruck gegen eine Politik, durch die Firmen wie Rheinmetall Profite am weltweiten Morden machen.

Internationale Beteiligung

Dem wachsenden Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ ist eine Kooperation mit anderen, die für eine Welt ohne Krieg und Ausbeutung kämpfen wichtig. „Es gab sogar internationale Beteiligung. Auf dem Camp waren Menschen aus Sardinien, Kurdistan, Südafrika und Schweden“, teilte Ulli Becker mit.

Aufruf zum globalen Klima-Streik

Zudem verfasste das Bündnis einen Aufruf zum weltweiten Klima-Streik am 20. September. „Viele Kriege werden um die Verteilung und Ausbeutung von Wasser und Rohstoffen geführt. Mit der weiteren Zuspitzung der Klimakrise, die von keinem kapitalistischen Green Deal der Herrschenden gelöst werden kann, werden sich diese Kriege vervielfältigen und erbitterter geführt werden“, heißt es darin.

Zeitgleiche Blockade in London

Zeitgleich zu den Protesten in Unterlüß fanden in London Blockadeaktionen gegen die größte Waffenmesse der Welt statt, bei der Rheinmetall Sponsor und Aussteller ist. Diese fanden im Rahmen der internationalen Aktionstage RiseUp4Rojava statt. In zahlreichen europäischen Ländern gingen Menschen gegen Waffenkonzerne auf die Straße.

Widerstand wird fortgesetzt

Der Ausblick des Bündnisses „Rheinmetall Entwaffnen“ ist klar: „Wir werden weiter gegen Aufrüstung  vorgehen. Diese Militarisierung hat viele Gesichter. Sie betrifft nicht nur Rüstungsexporte in Kriegsgebiete wie zum Beispiel von Rheinmetall, sondern auch die Modernisierung der Atombomben in Büchel und die Umstrukturierung der Bundeswehr zu einer schnellen Angriffsarmee. Diese Entwicklung und die Erhöhung des Rüstungsetats auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts lehnen wir entschieden ab.“

Die Teilnehmenden sind sich einig: „Wir gehen gestärkt aus dem Camp und werden Proteste gegen Waffen, Krieg und Militär fortsetzen. Spätestens zur nächsten Hauptversammlung von Rheinmetall werden wir uns wiedersehen“, so die Pressesprecherin Ulli Becker.