Vor drei Tagen hat im Rahmen des antimilitaristischen Camps „Rheinmetall entwaffnen“ im niedersächsischen Unterlüß an der ehemaligen KZ-Außenstelle Tannenberg in Altensothrieth eine Gedenkveranstaltung für jüdische Zwangsarbeiterinnen des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall stattgefunden. In dem KZ-Außenlager waren etwa 900 osteuropäische Jüdinnen in der Zeit von August 1944 bis April 1945 zur Zwangsarbeit bei Rheinmetall-Borsig eingesperrt. Die Frauen waren aus Auschwitz in das Lager gebracht worden und mussten harte Arbeit leisten, so etwa Bunker ausheben. Später wurden sie in die Rheinmetall-Fabrik geschickt, wo sie unter anderem Schrapnelle mit heißem Phosphor füllen mussten. Wenn es keine Arbeit gab, wurden sie von Aufseherinnen stundenlang zu Appellen gezwungen, oder mussten sinnlos hin- und herlaufen, um noch mehr gequält zu werden. Die Frauen bekamen nur sehr wenig zu essen. Wer krank wurde, wurde in den sicheren Tod nach Ausschwitz zurückgeschickt.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wurde am Donnerstag eine Gedenktafel am Ort des KZ-Außenlagers Tannenberg enthüllt. Der Weg vom Lager zum Rheinmetall-Werkstor wurde entlang einer weißen Linie mit Baumbinden mit den Namen oder Namensteilen von 53 (namentlich bekannten) Zwangsarbeiterinnen markiert. Auch wurde mit großen Bannern mit Fotos und Zitaten aus Briefen von überlebenden Zwangsarbeiterinnen und mit dem Hinweis „Zwangsarbeit bei Rheinmetall - Weg der Erinnerung“ mit Schablonen hingewiesen.
In den beiden darauffolgenden Tagen wurden die Baumbinden, die Banner und ein Hinweisschild, das auf den Ort des Zwangsarbeitslagers Tannenberg hinwies, brutal zerstört. Das Bündnis „Rheinmetall entwaffnen“ ist entsetzt und empört, mit welcher Wut und welchem Hass die Erinnerung an die jüdischen Zwangsarbeiterinnen vernichtet wird: „Es ist unfassbar traurig, dass es immer noch Menschen gibt, die es nicht aushalten können, dass Erinnerung und Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus eingefordert wird. Wir unterstützen die regionale Initiative zur Aufarbeitung der verschwiegenen Geschichte in der Region Unterlüß und von Rheinmetall. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“, heißt es in einer Stellungnahme des antimilitaristischen Bündnisses.