Kurdische Parlamentarierinnen beraten über gemeinsame Strategien

In Amed startet heute die erste „Konferenz kurdischer Parlamentarierinnen“. Vertreterinnen aus verschiedenen Teilen Kurdistans sowie aus Europa wollen zwei Tage lang gemeinsame politische Perspektiven und eine stärkere Vernetzung diskutieren.

Erste Konferenz von Abgeordneten aus ganz Kurdistan

Unter dem Motto „Lasst uns die Politik demokratisieren, eine demokratische Gesellschaft aufbauen“ veranstaltet die Bewegung Freier Frauen (TJA) ab heute in der Metropole Amed (tr. Diyarbakır) die erste „Konferenz kurdischer Parlamentarierinnen“. Erwartet werden ehemalige und aktive Abgeordnete aus vier Teilen Kurdistans sowie aus mehreren europäischen Ländern.

Nach Angaben der Veranstalterinnen sollen auch Politikerinnen aus Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz teilnehmen. Wegen Einreiseverboten und politischen Restriktionen können einige Teilnehmerinnen nicht persönlich anreisen und werden per Videoübertragung zugeschaltet, so die Mitorganisatorin und frühere HDP-Abgeordnete Çağlar Demirel.

Ziel: Gemeinsamer Kampf gegen patriarchale Strukturen

Demirel betonte im Vorfeld der zweitägigen Konferenz die Bedeutung eines gemeinsamen politischen Austauschs: „Die Konferenz soll dazu beitragen, eine kollektive Linie der Frauen im politischen Kampf zu entwickeln und zu stärken.“ Angesichts der anhaltenden Konflikte im Nahen Osten sieht sie besonders Frauen als Leidtragende eines von Nationalstaaten und patriarchalen Strukturen dominierten Systems.

Çağlar Demirel

Die kurdische Frauenbewegung wolle dem mit demokratischer Politik und einer neuen gesellschaftlichen Vision begegnen, so Demirel. Insbesondere das in Rojava verwirklichte Modell einer von Frauen getragenen Selbstverwaltung wird von den Veranstalterinnen als Beispiel hervorgehoben.

Austausch von Erfahrungen und Strategien

Am ersten Tag der Konferenz sollen Erfahrungen aus parlamentarischer Arbeit, aus politischen Kämpfen innerhalb von Parteien sowie aus der Interaktion mit der Gesellschaft im Mittelpunkt stehen. Am zweiten Tag sind Workshops geplant, aus denen eine gemeinsame Abschlusserklärung hervorgehen soll. Diese soll Perspektiven für eine stärkere politische Zusammenarbeit kurdischer Parlamentarierinnen und ihrer internationalen Verbündeten aufzeigen.

Demirel kündigte zudem an, dass über den Aufbau eines gemeinsamen Netzwerks oder einer künftigen Initiative beraten werde. „Wir wollen die politischen Erfahrungen und Errungenschaften kurdischer Frauen mit Frauen weltweit verknüpfen und in eine gemeinsame Strategie überführen“, sagte sie.

Politischer Rahmen: Demokratie, Frieden, Teilhabe

Neben organisatorischen Fragen wird die Konferenz auch grundlegende politische Themen behandeln. So soll diskutiert werden, wie demokratische Politik in der Region gestärkt, gesellschaftlicher Frieden gefördert und die Teilhabe von Frauen an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen verbessert werden kann. Ein zentrales Thema ist zudem der Aufruf von Abdullah Öcalan für „Frieden und eine demokratische Gesellschaft“, zu dem die Teilnehmerinnen gemeinsam eine politische Antwort und Handlungsstrategie formulieren wollen.